Von Jan Eggers
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Immer abhängiger werden Radio-Sender (und andere Inhalte-Ersteller) so von dem kalifornischen Internet-Konzern, wenn sie ihre Inhalte an den Mann und an die Frau bringen wollen. Gerade hat Facebook mit den „Instant Articles“ begonnen, den eigenen Servern der Inhalte-Anbieter massiv Konkurrenz zu machen. Das Ziel ist, die gesamte Verwertungskette für Inhalte zu dominieren.
Youtube bleibt die Nummer eins für Video im Web. Denn Youtube ist nicht nur ein Abspielplatz für Bewegtbild, sondern ein vollwertiges soziales Netzwerk, auf dem Communities ihre Heimat finden – vor allem jüngere. Auch deshalb gilt:
Webvideo wird zum immer wichtigeren Markenbotschafter. Die BBC-Popwelle Radio 1 hält Webvideo für den Schlüssel, um als Radiosender heute da hinzukommen, wohin man muss: auf das Smartphone der „Generation Blick nach unten“.
Allerdings: Video ist nicht billig. Man braucht VJs und Technik, auch ein ordentlich ausgeleuchtetes Studio, wozu im einfachsten Fall ein Raum mit Hintergrundkehle (gewölbte Dekoration) und fest installierter Lichttraverse (Querbalken als Träger für Lampen und Leuchten) ausreichend ist.
Am Ende kann es dennoch sein, dass die aufwändig produzierten Videos aus der Redaktion nur einige hundert Abrufe erreichen:
Wie attraktiv Videos über den Sender für die eigenen Hörer sind, überschätzen Redaktionen gern. Und nur selten gelingt es, Videos zu produzieren, die so interessant sind, dass sie sich bei Youtube aus eigener Kraft durchsetzen können.
Man kann es aber auch wie die BBC machen und sich Youtuber mit eigenem Kanal in die Redaktion holen. Die haben, anders als viele gelernte Medienmacher, verinnerlicht, dass es bei Youtube auf die Interaktion mit der Nutzergemeinde ankommt und dass Youtube nach anderen Formaten verlangt als das Fernsehen.
Und Twitter? Journalisten lieben Twitter. Dafür gibt es gute Gründe: Zum einen gehört Twitter-Praxis heute einfach zum journalistischen Handwerk, zum anderen tummeln sich dort Primärquellen, Kollegen und Multiplikatoren. Aber Twitter ist und bleibt eine Plattform in der Nische –
besonders in Deutschland, wo laut ARD-ZDF-Onlinestudie nur ein Zwanzigstel der Online-Nutzer auch Twitter nutzen.
Twitter als Kanal für Hörerfeedback – wenn man es beispielsweise so nutzt – wofür es sich aufgrund seiner klaren Priorisierung neuerer Meldungen besser eignet als Facebook – sollte man daran denken, dass auf Twitter nur ein sehr spezieller, nicht repräsentativer Teil des Publikums aktiv ist: Menschen wie wir; Journalisten, Kommunikationsprofis.
Selbst wenn man die passende Plattform für eine richtig aufbereitete
Botschaft wählt, können die Social Media längst nicht alles, was sich Radio-Macher von ihnen wünschen mögen. Im Folgenden sind darum fünf Irrtümer und fünf Wahrheiten zu social media und Radio aufgeführt.
Irrtum eins: „Social Media senkt den Altersschnitt und nützt der Quote.“
Facebook ist verführerisch: eine Plattform, die ohne große Kosten eigene Inhalte an Nutzer bringt und damit die Chance zu bieten scheint, auch neues Publikum über virale Verbreitung zu erreichen, indem Nutzer Posts teilen und weiterverbreiten. Und da Facebook jung ist, könnten zudem noch neue, junge Nutzer erreicht und für das Produkt interessiert werden – zu zehntausenden! Tolle Sache.
Das Dumme ist nur: Studien zeigen, dass Nutzer nur Fan von Marken werden, mit denen sie schon etwas anfangen können – dass jemand über einen Post stolpert und nicht nur Fan der Seite wird, sondern auch anfängt, das Radioprogramm zu nutzen, ist eher die Ausnahme. Social Media ist kein Quoten- und MA-Viagra.
Wahrheit eins: Um Hörer zu binden, machen wir uns den ganzen Aufwand mit Facebook, Instagram, Twitter und Youtube – nicht um Hörer zu gewinnen. Es geht darum, präsent zu sein bei Nutzern, deren Leben von digitalen Medien bestimmt wird. Sie erwarten einfach, dass sie uns dort auch finden.
Ein junger Sender wie YOU FM vom Hessischen Rundfunk (für den der Autor arbeitet)
„Social Media macht die Marke klebrig“, bringt das der Multimedia-Verantwortliche der jungen Welle auf den Punkt.
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