von Jens Jarisch
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Von der Idee für ein Feature bis zur Ausstrahlung vergeht selten weniger als ein Jahr. Es beginnt mit einer Idee, einem Klang, einer Person, einer Szene, einer Frage – dies gilt es auszuarbeiten zu einem Exposé. Dieses sollte an eine Redaktion geschickt werden. Bekommt der/die Autor/in daraufhin einen Auftrag, folgt die Recherche mit Tonaufnahmen und Materialsammlung. Danach ist eine weitere Absprache mit der Redaktion sinnvoll: über die Materiallage und die Handlung, die daraus entwickelt werden kann. Dann der erste Manuskriptentwurf, dem etwa drei weitere Versionen folgen, bis hin zur Sendefassung. Der Netto-Arbeitszeitaufwand beträgt mindestens drei bis sechs Monate.
Die Produktion des Features schließlich findet meistens im Studio mit einem/r Toningenieur/in, mit Schauspielern/innen und einem/r Regisseur/in statt. In dieser klassischen Aufteilung heißt der/die Feature-Macher/in Autor/in und ist im Studio oft gar nicht dabei. Gelegentlich kann der/die Autor/in selbst Regie führen, was nicht immer ratsam ist, denn durch die personelle Aufteilung entsteht meist ein Mehrwert für das Werk. Auf der anderen Seite kennt der/die Regisseur/in das Material weniger gut. Einige wenige Feature-Macher/innen haben ein eigenes Aufnahme- oder zumindest Bearbeitungsstudio und geben eine fertige Produktion ab. Nur selten wird diese zusätzliche Leistung bezahlt.
Ein Exposé für ein Feature sollte genau eine Seite lang sein und Inhalt und Form zu gleichen Teilen beschreiben. Zur Form gehört dabei vor allem die Perspektive oder die Haltung, aus der die Betrachtung und die Bearbeitung des Gegenstandes erfolgen soll. Das Exposé braucht dabei nicht exakt voraussagen, wie das Feature tatsächlich wird, denn das kann der/die Macher/in nur in den seltensten Fällen vorher wissen. Der/die Feature-Redakteur/in aber möchte ein Gefühl dafür bekommen, ob eine gute Idee in allen Aspekten ihrer Umsetzung sowohl fantasievoll als auch realistisch zu Ende durchgespielt worden ist. Ob die Macher/in mutig genug ist, eine Geschichte nicht einfach nachzuerzählen, sondern sie zu einer eigenen Darstellung und Dramaturgie zu verarbeiten. Ob das Potenzial vorhanden scheint, den Gegenstand des Features aus einer anderen Sicht zu zeigen als aus der der eigenen Recherche.
Hat bereits eine Vorrecherche stattgefunden, kann ein angehängter kurzer O-Ton oder anderes Material zusätzlich der Veranschaulichung dienen. Ein persönlicher Bezug oder Zugang zu dem Vorhaben kann den Ausschlag darüber geben, ob die Redaktion den Vorschlag annimmt oder ablehnt. Persönliche Beweggründe gehören daher explizit zum Projektvorschlag dazu. Gibt es einen zeitlichen Bezug, sollte der teils immense Vorlauf (bis zu einem Jahr) in der Projektplanung der Feature-Redaktionen berücksichtigt werden.
Meist bildet das Exposé ohnehin nur die Grundlage für ein persönliches Gespräch mit dem/r Redakteur/in, in dem die Anfangsidee weiter entwickelt wird. Liest sich das Exposé jedoch wie ein Wikipedia-Artikel, wird es kein Folgegespräch geben.
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