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Gut gerüstet für den Wissenstest:

Tipps von sechs Redakteuren, die Volontäre ausbilden

Von Elisabeth Anritter
 

»Wissen ist besser als Nichtwissen«

Interview mit Dr. Ludwig Maaßen

Warum ist der Wissenstest notwendig?
Wissen ist besser als Nichtwissen. Tests gehören zur Tradition amerikanischer Journalistenschulen und sind eines von mehreren Mitteln, aus einer Vielzahl von Bewerbern eine Rangfolge zu machen.

Wie wichtig ist der Test im Vergleich mit anderen Verfahren?
Weitere Anhaltspunkte zur Beurteilung der Bewerberinnen und Bewerber erhalten wir während der vorangegangenen Hospitanz, durch die Benotung der geschriebenen Reportage und den Mikrofontest. Hinzu kommt der Schreibtest: Beim BR führen wir ein Hörfunk- oder Fernsehstück beziehungsweise eine entsprechende Sendung vor, und darüber schreiben die Bewerber unter Zeitdruck und Aufsicht einen Text von etwa 30 Zeilen. Alle Indikatoren zusammen ergeben ein Ranking; die besten 36 kommen vor die Auswahlkommission, die zwölf Volontariate vergibt.

Kann man sich auf die Tests vorbereiten?
Durch regelmäßige Zeitungslektüre.

 


 

»Eine solide Allgemeinbildung gehört zum Handwerkszeug«

Interview mit Susanne Scherer

Warum ist der Wissenstest notwendig?
Ein zukünftiger Journalist muss sich für das aktuelle Zeitgeschehen interessieren und sich darin auskennen, es ist sein zukünftiges Arbeitsgebiet. Eine solide Allgemeinbildung gehört ebenfalls zum journalistischen Handwerkszeug.

Wie wichtig ist der Test im Vergleich mit anderen Verfahren?
Beim Saarländischen Rundfunk gehört der Wissenstest zu den weniger wichtigen Prüfungsteilen. Neben dem Test müssen die Bewerber eine Nachrichtenmeldung verfassen, einen Film analysieren, eine Reportage umsetzen und in einer Redaktionskonferenz zusammen mit anderen Bewerbern eine Sendung planen. Zum Schluss findet ein Einzelgespräch mit der Auswahlkommission statt.

Kann man sich auf die Tests vorbereiten?
Regelmäßig Nachrichten schauen und Zeitung lesen, auch die regionalen Medien.

 


 

»Neugierde ist die Grundvoraussetzung«

Interview mit Robert Allmann

Warum ist der Wissenstest notwendig?
Er ist extrem wichtig. Mit den Fragen prüfen wir den Bildungsstand des Bewerbers sowie seine Konzentrations- und Leistungsfähigkeit unter Zeitdruck. Der Test besteht aus Fragen zu aktuellen Ereignissen und Fragen zum Allgemeinwissen. Ein Volontär muss Themen einordnen können und das kann er nicht ohne Hintergrundwissen. Der Test wird benotet.

Wie wichtig ist der Test im Vergleich mit anderen Verfahren?
Insgesamt durchlaufen die Bewerber drei Stationen: Wissenstest, praktische Arbeit und persönliches Gespräch. Im Auswahlverfahren macht der Wissenstest etwa ein Drittel aus. Journalisten müssen aber auch kommunikativ sein. Deshalb werden unsere Volontäre im persönlichen Gespräch in ihrer sozialen Kompetenz geprüft. Diese ist für den Alltag und das Zusammenspiel in einer Redaktion essenziell. Ganz wichtig ist auch die stimmliche Voraussetzung. Die Bewerber sollten eine angenehme Stimme besitzen sowie Hochdeutsch beherrschen. Ihre fachliche Kompetenz stellen sie in praktischen journalistischen Übungen unter Beweis.

Kann man sich auf die Tests vorbereiten?
Auf die Wissensfragen schon. Empfehlenswert ist es, aktuelle Ereignisse in Tageszeitungen zu verfolgen und sich im Internet zu informieren. Erzielen Bewerber gute Noten auch im Bereich Allgemeinwissen, beweisen sie zudem grundsätzliches Interesse an verschiedensten Themen. Neugierde also als Grundvoraussetzung für den Beruf des Journalisten.

 


 

»Der Wissenstest trennt die Spreu vom Weizen«

Interview mit Ina Tenz

Warum ist der Wissenstest notwendig?
Weil er die Spreu vom Weizen trennt und wir einen guten Eindruck davon bekommen, ob sich jemand nur gut verkauft oder er/sie tatsächlich über ein gewisses Maß Allgemeinbildung verfügt.

Wie wichtig ist der Test im Vergleich mit anderen Verfahren?
Der Wissenstest ist nur ein Baustein des Einstellungsprozesses. Genauso wichtig sind Faktoren wie Kompetenz auf dem jeweiligen Fachgebiet, Teamfähigkeit, Erfahrung, Lebenslauf, Ausbildung, Stimme, Engagement, Benehmen, Erscheinungsbild.

Kann man sich auf die Tests vorbereiten?
Mit offenen Augen durchs Leben gehen und Interesse an möglichst vielen Themen zeigen. Wir filtern mit unserem Wissenstest ja keine Nuklearforscher, sondern Menschen, die in der Lage sein müssen, wahrzunehmen, klar zu kommunizieren und auch Nachrichten und Informationen korrekt zu bewerten – das setzt einen gewissen Grad an Bildung und Intelligenz voraus. Außerdem sollten Bewerber sich ein wenig mit dem Bundesland Niedersachsen beschäftigen.
 


 

»Wissenstests helfen, Bluffer zu orten«

Interview mit Magdalena Kauz

Warum ist der Wissenstest notwendig?
Weil sich da zeigt, ob jemand Zeitung liest oder nicht, ob jemand in einem guten und breiten Bildungsspektrum einigermaßen sicher ist oder nicht. Wissenstests haben bei uns im SF schon einige Bluffer zielsicher geortet, die dann als Volontäre nicht infrage kamen.

Wie wichtig ist der Test im Vergleich mit anderen Verfahren?
Solange sich die Ergebnisse im Mittelwert und darüber befinden, heißt das: Test bestanden. Eine wichtigere Rolle spielen andere Faktoren wie Eignung zum Denken in Bildern oder Präferenzen des jeweiligen Stammredaktionsleiters.

Wenn ein Bewerber beim Wissenstest schlecht abgeschnitten hat, scheidet er dann aus dem Auswahlverfahren aus?
Nicht unbedingt, im Endeffekt entscheiden es immer die Redaktionsleiter, welche Kandidatinnen beziehungsweise Kandidaten sie wollen. Manchmal ist das auch jemand, der in gewissen Tests – sowohl Wissens-, Bild-, oder Kameratest – eher schlecht abgeschnitten hat.

Kann man sich auf die Tests vorbereiten?
Ja, indem man zum Beispiel mit ähnlichen Tests übt. Das Medienausbildungszentrum MAZ in Luzern (www.maz.ch) veröffentlicht seine Wissenstests jeweils nach einem Jahr. Unsere eigenen Texte werden bei jedem Lehrgang neu konzipiert und nicht veröffentlicht. Wir können aber natürlich auch nicht verhindern, dass Details weitergereicht werden. Man kann sich aber auch vorbereiten, indem man die Monate davor gut und ausführlich Zeitung liest und sich in allen Sparten – Politik, Sport, Kultur, Unterhaltung, People etc. – auf dem Laufenden hält.

Die meisten Privat-Radios führen keine speziellen Tests für Volontäre durch. Im Einstellungsverfahren wird trotzdem ein solides Allgemeinwissen verlangt.
 


 

»Das Interessenspektrum des Bewerbers fühlen«

Interview mit Klaus Schunk

Gibt es bei Radio Regenbogen Wissenstests?
Nein, zumindest keine ausgearbeiteten Wissenstests mit Fragenkatalogen. Aber bei unseren Auswahlgesprächen mit den Bewerbern vergewissern wir uns dennoch, dass ein ausgeprägtes Allgemeinwissen vorhanden ist. Ich steuere in aller Regel in einem Bewerbungsgespräch Themen wie Politik, Sport, Kunst, Kultur bis hin zu Urlaubsländern an, um das Interessenspektrum des Bewerbers »fühlen« zu können. Darüber hinaus interessiere ich mich für die regelmäßige Zeitungslektüre der jungen Kolleginnen und Kollegen, die auch vieles aussagt.

Welche Voraussetzungen müssen die Bewerber bei Radio Regenbogen noch mitbringen?
Grundvoraussetzung für ein Volontariat bei uns ist ein Praktikum, in dessen Verlauf wir uns ein Bild von den Bewerbern machen: von der Auffassungsgabe, der Stimme und der Art zu sprechen. Davon gewinnt man in aller Regel bereits nach sechs bis acht Wochen einen recht zuverlässigen Eindruck. Praktikanten werden bei uns also entsprechend eingesetzt und sind nicht verkappte billige Arbeitskräfte.

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