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Radio selbst gemacht

Kinderleicht ins Webradio

Ausprobiert: Webradio 2.0 machen

Von Ulrike Hugo

 
Eine kostengünstige und technisch einfache Lösung, einen eigenen Webradio-Kanal zu betreiben, bietet die Plattform 1000mikes. Der Selbstversuch zeigt, wie es geht.

»Sag mal, wie wird man eigentlich Radio-Journalist?«, fragt meine zwölfjährige Nichte. Ich denke laut: »Man macht ein Praktikum oder ein Volontariat und dann folgt die Berufserfahrung.« Doch Jule fordert mich heraus: »Ich kann das an einem Tag im Internet – wetten?« Ich schlage ein, und Jule tritt den Beweis gleich an meinem Computer an. Sie klickt sich ins Internet und öffnet die Seite www.1000mikes.com. »In drei Schritten zum eigenen Radio-Sender«, steht dort: »Registrieren, einloggen, senden«.

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Während ich lese, füllt Jule schon den Registrierungsbogen aus. Auf meinen Einwand, dass sie noch nicht volljährig sei, entgegnet sie: »Du bist doch dabei. Und kosten tut das auch nichts!« Doch bevor sie den Nutzungsbedingungen zustimmt, bestehe ich auf einer gründlichen Recherche.
 

1000mikes ist Preisträger von »Wege ins Netz 2008«

Die Plattform 1000mikes bietet Webradio 2.0, das die User selbst machen können. Internetnutzer werden zu Radio-Journalisten und berichten live von Sportereignissen, politischen und privaten Events. Mit ihrer Seite will 100mikes einen Treffpunkt schaffen für Bürgerfunk, Freies Radio, Offenen Kanal, Piratensender und Live-Podcast. So bunt wie diese Beschreibung sind auch die Kanäle, die sich auf 1000mikes finden: Kommentare vom »Spielfeldrand«, die »Erotic Morning Lounge« und der verträumte »Märchengarten« existieren hier friedlich nebeneinander. Erlaubt ist, was gefällt – sofern es nicht gegen geltendes Recht verstößt. Für seine einfache Handhabung hat 1000mikes 2008 den Preis  »Wege ins Netz« gewonnen. Mit diesem Wettbewerb fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie die digitale Kompetenz in Deutschland.
 

So geht’s

Ein Telefon und ein internetfähiger Computer mit einem Headset oder einem Mikrofon genügen als technische Ausrüstung. Eine Software braucht man nicht zu kaufen: Es reicht, den aktuellen Flash Player herunterzuladen. Übertragen wird vom Computer aus oder per Telefon. Will man live von unterwegs berichten, geht das mit einem Handy. Über den Windows Media Player können Musik oder vorproduzierte Beiträge eingespielt werden. Wer Hilfe braucht, bekommt diese schnell und unkompliziert per E-Mail oder Telefon von dem Supportteam bei 1000mikes.

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Der Hörer mischt mit

Inzwischen haben Jule und ich eine Bestätigungs-E-Mail erhalten. Jule loggt uns als Kanalbetreiber ein und klickt auf den Button »Webtelefon starten«. Ein Pop-up-Fenster öffnet sich. Es sieht aus wie eine Telefontastatur mit der Überschrift »die_jule On Air«. Das Wort »Bereit« leuchtet mir lila entgegen, und Jule rückt mit dem Cursor auf die grüne Wahltaste vor. »Testmodus!«, rufe ich. »Geh auf Testmodus, sonst hört jeder mit!« Da wird der lila Streifen gelb und meldet »Verbunden«. Doch Jule klickt stattdessen die Sterntaste für die Live-Übertragung an: Wir sind on air. „Gewonnen!«, freut sich Jule. »Ich bin im Radio!«

Plötzlich bekommen wir eine E-Mail: »Wer hat was gewonnen? Macht Ihr Gewinnspiele?« Verblüfft schaut Jule mich an. »Direktes Feedback wird online abgegeben«, zahlt sich meine Recherche aus. Wenn die Call-in-Funktion aktiviert ist, können Hörer auch live in der Sendung anrufen. Meine Nichte stammelt in ihr Headset: »Wir üben nur. Das ist ein Test!« Sie drückt auf den roten Telefonhörer. Jule hat aufgelegt.
 

Wie man eine gute Sendung macht

Kurz darauf kommt eine E-Mail vom 1000mikes-Team, dass unser Beitrag gesendet wurde und nun im Archiv für den Download bereitliegt. Gemeinsam hören wir uns an, was wir da gesendet haben. »Die Technik allein macht noch keine Radio-Journalistin«, kommentiere ich unsere Leistung. In meinem Handbuch »Radio-Journalismus« von Walther von La Roche und Axel Buchholz lesen wir nach, was ein Radio-Journalist alles können sollte: Wie man für das Hören schreibt und verschiedene Beiträge produziert und was zum Arbeiten beim Radio alles dazu gehört. Im Kapitel „Aus- und Weiterbildung“ stoßen wir auf das Praktikum als ersten Einstieg. »Da bin ich doch bestimmt wieder zu jung zu!«, mault meine Nichte. »Ich kenne da jemanden vom Jugendradio«, fällt mir ein. »Da können Kinder schon ab zwölf Jahren mitmachen.« »Prima«, ruft Jule und greift auch schon zum Telefon.