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Baukasten-Interviews

DAS DING beweist: Interview-Fakes sind verzichtbar

Ergänzung zum Beitrag Moderatoren-, Reporter- und Hörergespräch (Baukasten-Interviews) aus dem Buch »Radio-Journalismus«
 

Aufgezeichnete und nachgestellte Pseudo-Live-Interviews: Angeblich geht es im modernen Radio nicht ohne: Stimmt nicht. Die Kollegen von DAS DING beweisen das Gegenteil. Sie moderieren im Hörbeispiel vorher eingeholte Antworten einfach korrekt als Statements an.

Die Vorteile:
Die vorher befragte Gesprächspartnerin muss nicht das Gefühl haben, (möglicherweise ahnungslos) Teil eines inszenierten Theaterstücks geworden zu sein.

Der Moderator muss nicht verzweifelt einen Gesprächführenden mimen, oder Angst haben, versehentlich mit seinem Fake aufzufliegen.
Und dem Hörer wird nichts vorgegaukelt.

Ein Sender, der auf Dauer mit so offenen Karten spielt, darf hoffen, vom Hörer ernst genommen zu werden. Echte Live-Gespräche gewinnen so möglicherweise den Wert zurück, der ihnen gebührt.

Die Nachteile:
Keine.

Das Beispiel von DAS DING beweist aus unserer Sicht, dass die moderierte Form ebenso erfrischend wirken kann, wie ein gefaktes Interview.

Fazit:
Auch wenn Gesprächspartner und Moderatoren nicht immer im passenden Moment Zeit haben; auch wenn die Gespräche hinter den Kulissen von Dritten geführt werden: Es ist völlig unnötig, später auf Sendung dem Hörer ein Live-Gespräch vorzugaukeln.

Es freut uns übrigens besonders, dass es junge Radiomacher sind, die hier zeigen, wie man es auch machen kann und soll. Ein Vorbild möglicherweise auch für alte Hasen? Zumindest aber Anlass, die eigene eingeschliffene Praxis zu hinterfragen.

Vielleicht lassen sich ja weitere Präsentationsformen finden, die die Qualität eines Gesprächs mit der Aufrichtigkeit gegenüber dem Hörer verbinden.

Vorschläge und Beispiele erwünscht.

DAS DING
 


Dieser Artikel und das dazugehörige Hörbeispiel wurde uns von »Fair-Radio« zur Verfügung gestellt. Sie finden beides auch unter www.fair-radio.net/www/2009/05/16/es-geht-auch-anders

Das Team kritischer Radio-Journalisten von »Fair-Radio« kritisiert nicht nur gefakte Interviews und Moderatoren- oder Korrespondenten-Gespräche, es wirbt für korrekten Radio-Journalismus auch mit guten Beispielen und einem pragmatischen Ethik-Ratgeber.