Smartphones und Tablets zunehmend als „Second Screen“ genutzt

Die mobile Internetnutzung hat sich in den letzten drei Jahren mehr als verdoppelt (2009: 11%; 2012: 23%). Das zeigt die ARD-ZDF-Onlinestudie 2012, die soeben veröffentlicht wurde. Dabei ersetzen mobile Endgeräte wie Tablets und Smartphones nicht den stationären Zugang, sondern sie schaffen neue Nutzungssituationen. Bereits 13 Prozent der Fernsehzuschauer nutzen gelegentlich neben dem Fernsehen den „Second Screen“ des Smartphones, des Tablet oder des Laptops.

Während Smartphones besonders beliebt bei den Unter-30-Jährigen sind, sind Tablets, die inzwischen in 8 Prozent der deutschen Haushalte vorhanden sind, die Domäne der 30- bis 49-Jährigen. Tablet-Nutzer bewegen sich anders im Netz als Smartphone-Nutzer. Bei Smartphone-Nutzern steht die Kommunikation über soziale Netzwerke, bei Tablet-Nutzern der Abruf von Websites und die E-Mail-Kommunikation im Vordergrund.

Zur Pressemitteilung der ARD-ZDF-Onlinestudie 2012

Liegt die Zukunft im Paid Content?

Paid content zur Rettung des klassischen Verlagsmodells wird wieder intensiv diskutiert, seit es kostenpflichtige Apps gibt. Heinz Wittenbrink hat dazu auf der Basis zweier Tweets einen nachdenklichen Blogbeitrag verfasst. Er schreibt, die kostenpflichtige iPad-App des Daily und die ebenfalls kostenpflichtige iPad-Version der Huffington Post seien in der Krise. Murdochs Daily habe ein Drittel des Personals entlassen, die Huffington Post, jetzt Teil von AOL, werde in Zukunft auch auf dem iPad gratis sein.

Laut Heinz Wittenbrink stehen sich die beiden Modelle – das klassische Verlagsmodell einerseits, das Kuratieren von Social-Media-Inhalten andererseits – gegenüber. Aber: „Für das Twitter-Modell ist nur wichtig, dass die Inhalte nicht voneinander abgeschottet werden, dass Leser und andere Publizisten (beide sind im Netz tendenziell dasselbe) die Inhalte weiterverwenden können.“

Die „Expanded Tweets“, mit denen Twitternutzer auch Texte und Multimediainhalte in einer Vorschau sehen können, ohne dem Link zu folgen, sieht Wittenbrink als Chance für redaktionelle Inhalte in Zeiten des sozialen und mobilen Webs. Sein Fazit: „Der Versuch ist interessanter als alle die Magazin- und Zeitungsapps, die jetzt schon so alt aussehen wie die CD-ROMs aus den 90er Jahren.“

Demgegenüber sieht der Präsident des Zeitschriftenverlegerverbands BDZV Helmut Heinen die Zukunft im Paid Content. Im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte er: „Es wird weiter in Richtung Bezahlinhalte gehen.“

Zum Blogeintrag von Heinz Wittenbrink
Heinen: Paid content bleibt Trumpf

Interview mit Gabriele Hooffacker

Das Internet hat nicht nur unseren Alltag verändert, sondern auch den Beruf des Journalisten. Die Branche ist seit Jahren in einem starken Wandel. „Die Leser sind noch kritischer und medienkompetenter geworden – auch durch das Internet. Dass gerade Online-Leser nicht alles glauben, was da steht, ist keine schlechte Entwicklung“, meint Gabriele Hooffacker.

Jürgen Haug-Peichel von der Mainpost führte dieses Interview mit Gabriele Hooffacker.

Econ unterstützt Alternativen Medienpreis

And the winner is…: Am 4. Mai haben Nürnberger Medienakademie und Stiftung Journalistenakademie zum 13. Mal den Alternativen Medienpreis verliehen. Die Journalistische Praxis unterstützte den Preis mit neun Buchpräsenten. Neun Glückliche erhielten die Auszeichnungen für ihre journalistischen und dokumentarischen Arbeiten in den Sparten Print, Audio, Video und Internet. Zum ersten Mal vergab diesmal die Zweite Aufklärung den Sonderpreis in der Sparte Medienkritik. Damit wird beim Alternativen Medienpreis der erste Preis für Medienkritik in Deutschland überhaupt vergeben – so etwas hat es bisher nicht gegeben.

Wer gewonnen hat, ist hier nachzulesen. Zur Preisverleihung am 4. Mai um 20 luden die Veranstalter ein ins Bildungszentrum der Stadt Nürnberg. Zu den Fotos von der Preisverleihung

Buchkritik „Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus“

Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus hat sich Marcus Bösch vorgenommen. Zitat: „‚Zwischen Journalisten und Bloggern herrscht Krieg.‘ Das sage nicht ich, das steht als erster Satz im Kapitel ‚Was Journalisten von Bloggern lernen können‘ in dem Buch ‚Das neue Handbuch des Journalismus‘. Halt, Moment, der Titel geht noch weiter ‚und des Online-Journalismus‘. Kommt man ja jetzt irgendwie nicht drumherum um dieses Internet, überarbeitet man das Buch von 1996, 1998, 2003 und schreibt 2012 halt noch was zum Internet mit dazu. Zum Beispiel sowas hier: “Das Internet wirbelt das Leben durcheinander und den Alltag der Menschen.” Huiii.“ Weiterlesen bei Marcus Bösch

Weitere Kritiken, die in dieselbe Kerbe hauen, schlossen sich an. Ich entdeckte eine Buchkritik von Peter Schumacher sowie eine Rezension von Christian Jakubetz in seinem Blog. Ulrike Langer, Mitautorin von „Unversalcode“, hat eine gute Übersicht zu den vorwiegend empörten Statements aus der Bloggerszene zusammengestellt.

Ein Zitat aus dem neuen Handbuch zum Videojournalismus im Web möchte ich den Mitlesenden nicht vorenthalten: „Notwendig sind eine teure Kamera nebst Mikrofon und Kopfhörer, ein Laptop mit großem Speicherplatz, ein gutes Programm zum Schneiden des Rohmaterials, Routine und viel Zeit.“ Hm – so oder ähnlich stand das seit dem Jahr 2000 in einigen Lehrbüchern rund um den Online-Journalismus, und es war auch 2005 noch nicht falsch. Inzwischen hat sich einiges getan. Man sollte, wenn man schon abschreibt, aus den neueren Auflagen der entsprechenden Lehrbücher abschreiben. Da fehlt dann zumindest das „teure“ vor Kamera. Und vielleicht werden sogar schon Smartphones und Tools in der Cloud erwähnt…

Bei Meedia antwortet nun Wolf Schneider im Interview selbst auf den Shitstorm. Abgesehen von persönlichen Befindlichkeiten und Aversionen (die bitte ignorieren) wird hier noch einmal der klassische Journalismus des 20. Jahrhunderts sichtbar – und auch, was wir verlieren, wenn wir nicht wesentliche Elemente daraus hinüberretten ins digitale Zeitalter. Man sollte es lesen.

Nachtrag (5.2.): Inzwischen gibt es eine ausgewogene Stellungnahme von Stefan Niggemeier.

Grimme Online Award: Bis 15. März bewerben

Beim Grimme Online Award können 2012 erstmals auch Apps eingereicht werden, sofern sie „besondere publizistische Qualität aufweisen“, so Friedrich Hagedorn, Referatsleiter im Grimme-Institut. Im neuen Wettbewerb, dies eine weitere Neuerung, sollten auch publizistische Einzelleistungen im Netz stärkere Beachtung finden.

Internetnutzer und Anbieter können bis zum 15. März 2012 ihre Vorschläge für preiswürdige Angebote auf www.grimme-online-award.de einreichen. Am 8. Mai 2012 wird das Grimme-Institut die Nominierten bekanntgeben. Danach beginnt sowohl die Abstimmung zum Publikumspreis als auch die Arbeit der Jury. Seit 2012 ist Gabriele Hooffacker Jurymitglied beim Grimme Online Award.

So funktionieren Social Media Strategien


Was ist neu und anders an Social-Media-Strategien gegenüber klassischen PR-Strategien? Gleich mehrere aktuelle Blogbeiträge und Veröffentlichungen stellen fest: Eine gute Social-Media-Strategie muss in die gesamte PR-Strategie der jeweiligen Organisation eingebettet sein. Mirko Lange hat für diese Erkenntnis die hübsche Bezeichnung „Social Centric Strategy“ gefunden. Er schreibt: „Wenn das Unternehmen beispielsweise über die Strategie „Kompetenzführerschaft“ Absatz und die Marktanteile steigern will, dann ist auch selbstverständlich, dass diese Strategie nicht nur über Social Media verfolgt, sondern konsequent nach innen und außen auch durch andere Maßnahmen getrieben wird – zum Beispiel extern durch Medienarbeit sowie “Speakers Placement” und intern durch beispielsweise Experten- und Know-how-Aufbau.“ Seinen erweiterten Strategiekreis habe ich hier verlinkt.

Langes Überlegungen liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Social Media an eine bereits bestehende, übergreifende Strategie angedockt sein muss. Sonst bleibe Social Media nur eine Maßnahme, die strategisch in der Luft hänge. Mirko Lange bemerkt (und das kann man nicht of genug sagen):“Mehr verkaufen wollen” ist genauso wenig eine Strategie wie “mehr Bekanntheit haben wollen”! Zum Blogeintrag von Mirko Lange auf talkabout.de

Warum sollte ein Nutzer Ihrem Unternehmen bei Twitter folgen oder ein Fan Ihrer Gruppe bei Facebook werden? Welchen Nutzen hat er davon? Die Frage nach dem Nutzwert der Social-Media-Angebote eines Unternehmens stellt Christian Maass in seinem Blog Netzbaron.de.

Sonja Salmen, Professorin für E-Strategie und Electronic Business an der Hochschule Heilbronn, rät Unternehmen und Institutionen zur Arbeit mit sozialen Netzen. Ihre Empfehlungen überraschen mit der Forderung „Demokratie wagen“ und basieren auf der klassischen Public-Relations-Strategie:
1. Erfahrung sammeln, das Image erkunden
2. Ziele definieren
3. Zielgruppen und Kanäle wählen
4. Struktur und Abläufe festlegen
5. Inhalte definieren
6. Demokratie wagen
7. Ergebnisse und Dienstleister kontrollieren.
Beitrag auf absatzwirtschaft.de mit weiterführenden Links u.a. zu Controlling-Instrumenten.

Storytelling ist für Robi Lack dabei zentraler Bestandteil. Welche Geschichte soll via Social Media erzählt werden? Ein gutes Storytelling verfüge über einen Spannungsbogen, wirke sympathisch, wecke Emotionen und zeige Wirkungen. Und das, so Robi Lack, seien die Grundelemente der sozialen Medien, die auf Kommunikation und Austausch setzen und Produkte oder Dienstleistungen zum Positiven verändern möchten. Für ihn gehören interessante Inhalte ebenso zum Storytelling wie das Eingehen auf die Rückmeldungen aus der Community: „Erzählen Sie (wahre) Geschichten, die bei den Interessenten im Kopf Bilder auslösen.“ Mehr dazu in seinem Blogeintrag für digiprodukte.ch.

Social Media-Richtlinien bauen auf der Social Media-Strategie und den damit verbundenen Zielen des Unternehmens auf. Die Richtlinien sollten definieren, welche Ziele damit verfolgt werden, in welchen Kanälen welche Inhalte kommuniziert werden sollen bzw. dürfen und welche Zielgruppen adressiert werden. Der Ratgeber des Branchenverbands BITKOM nennt unter anderem folgende Elemente für gute Social-Media-Guidelines:

  • Abgrenzung zwischen beruflicher und privater Nutzung
  • Kenntlichmachung einer privaten Meinung
  • Einhaltung gesetzlicher Vorgaben
  • Kontinuität und Kapazität
  • Monitoring.

Zu den BITKOM-Empfehlungen zu Social Media Guidelines.

Knigge für Social Media

Regeln für soziale Netzwerke hat der deutsche Knigge-Rat veröffentlicht. Der Verein kümmert sich um Verhaltensregeln in der Gesellschaft. Die Regeln sind allerdings für Social-Media-Nutzer nicht sonderlich überraschend. „Gut, dass sich mal jemand darum gekümmert hat“, kommentiert denn auch netzpolitik.org das Regelwerk. Hier ist es:

  • Alle Sicherheitseinstellungen aktivieren
  • Bilden Sie Freundeskreise
  • Schützen Sie bei jedem Eintrag ihre Privatsphäre
  • Prüfen Sie Ihre privaten Fotos
  • Ihre Persönlichkeit verdient Schutz
  • Achten Sie auf Vertraulichkeit
  • Löschen Sie aktiv unerwünschte Einträge

Zum kompletten Regelwerk des Knigge-Rats

Online-Recherche: Googeln reicht nicht

Alle großen Medien haben über Amina Arraf berichtet. Amina Arraf – jung, schön, lesbisch und aus Syrien – erzählte Anfang des Jahres in ihrem Blog A Gay Girl in Damascus von der Unterdrückung in ihrem Land, vom Besuch einiger Geheimdienstler und der Flucht mit ihrem Vater. „Sie ist so authentisch“, schwärmte ein Kollege eines Nachrichtenmagazins.

Dann entpuppte sich Amina als der wohlbeleibte rotbärtige 40-jährige Doktorand Tom McMaster. In seinem Beitrag für den „Journalist“ beschreibt Peter Welchering, worauf es bei der Internetrecherche ankommt und wie man sie richtig einsetzt. Zum Beitrag „Anonyme Informanten: Googeln reicht nicht“