Erfolgsfaktoren für TV-Sender im Web

Social Media haben sich für TV-Sender zu einem wichtigen Kanal entwickelt, um die eigenen Inhalte ins Web zu verlängern und die User zu beteiligen. Am besten gelingt dies dem ZDF, so das Ergebnis einer Marken-Analyse der Digitalagentur Webguerillas. Untersucht wurden die Corporate-Social-Media-Präsenzen der größten acht deutschen TV-Sender (nach Marktanteilen): Das Erste, Kabel eins, Pro Sieben, RTL, RTL 2, Sat.1, Vox und ZDF. Dazu werteten die Forscher 22 verschiedene Erfolgskennzahlen wie Response Rate, Response Time, Engagement-Rate oder relatives Wachstum für die Social Media-Plattformen Facebook und Twitter aus.

Journalistische-Praxis-Autor Stefan Primbs zufolge enthält eine „Social-Media-Strategie im redaktionellen Umfeld“ im Wesentlichen folgende Elemente (Seite 74):

  • Die Vision, in der dargelegt wird, was Unternehmen von ihrem Social-Media-Auftritten erwarten beziehungsweise wie sie dort wahrgenommen werden wollen. 
  • Konkrete messbare Ziele, die mit Social-Media-Aktivitäten (oft innerhalb eines vorher festgelegten Zeitraums) erreicht werden sollen. Messbare Ziele können Reichweiten, Fanzahlen, Teilungsraten, Interaktionsraten, Verkäufe, Page-Impressions etc. sein. 
  • Die prinzipiellen strategischen Überlegungen, die damit verbunden werden (Umsetzungsformen der Inhalte, Formate, Medientypen). 
  •  Die Haltung, mit der sich ein Unternehmen dem Dialog mit dem User öffnet bzw. sich in diesen Dialog der User einbringt. Wie ernst ist man, wie selbstironisch, wie lustig? Dazu gehört auch die Frage der User-Ansprache: Duzen oder Siezen (oder sich drumherum mogeln). 
  • Inhaltliche und formale Fragen zum Nutzerdialog in sozialen Netzwerken und auch auf den eigenen Seiten. Soll die Kommentarkultur offen sein und/oder Debatten gezielt geführt werden? 
  • Führung der Seite: Wie weit darf sich ein Redakteur mit einer eigenen Meinung „aus dem Fenster lehnen“ oder sind die eigenen Mitarbeiter als Personen oder als Redaktion auf Twitter unterwegs? 

Die gesamte Nachricht bei Springer VS
Mehr zum neuen Buch „Social Media für Journalisten“ von Stefan Primbs

Fallstricke bei der Online-Recherche vermeiden

Bei der Onlinerecherche müssen Journalisten die Grundprinzipien einer sauberen Recherche wie beispielsweise das Prüfen der Quellen, die Auswahl der richtigen Recherche-Werkzeuge oder „Zwei-Quellen-Prinzip“ beachten. Wie das praktisch geht, beschreibt Markus Kaiser im neuen Lehrbuch „Recherchieren – klassisch, online, crossmedial“ in der Reihe Journalistische Praxis.


Das Zwei-Quellen-Prinzip
legt der Autor den Journalisten besonders ans Herz. Aufgrund von Zeit- und Produktionsdruck in den Online-Redaktionen wird diese Minimalanforderung an eine gute Recherche oft ignoriert. Immer häufiger werden beispielsweise Twitter-Meldungen ohne Prüfung einer zweiten Quelle genutzt, was zu Falschmeldungen führt. So verbreitete sich der Tweet einer BBC-Journalistin, die Queen sei in Krankenhaus eingeliefert worden und sogar tot, rasend schnell im Netz. Von vielen Medien wurde die News-Ente ungeprüft weiterverbreitet. „Auch wenn dies keine Entschuldigung für die Missachtung des Zwei-Quellen-Prinzips ist, sollte man bei einer Veröffentlichung dann wenigstens transparent machen, dass es sich um ein unbestätigtes Gerücht handelt bzw. nur die Teile veröffentlichen, die man zweifelsfrei recherchiert hat,“ so der Tipp von Markus Kaiser (Seite 22).

Eine Auswahl weiterer Tipps gibt es kostenfrei online im Portal Springer for Professionals.
Mehr zur Neuerscheinung „Recherchieren“

Zukunft des Journalismus, 1.4. (kein Scherz!)

Neue Formen des Journalismus, was hat sich wie verändert? Was heißt das für die Medien? Was heißt das für Medienpolitik? Welchen Wert hat Journalismus noch – und was muss der Demokratie guter Journalismus wert sein?

Beim 60. Münchner Mediengespräch anlässlich 15 Jahren BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung und 15 Jahren Journalistenakademie diskutieren Journalisten und Journalistik-Wissenschaftler mit dem Publikum über Zukunft, Wandel und Wert des Journalismus.

Auf dem Podium:
– Prof. Dr. Michael Haller, Universität Leipzig / Institut für Praktische Journalismus- und Kommunikationsforschung Leipzig
– Stephan Goldmann, www.myhighlands.de und www.lousypennies.de
– Jessica Schober, wortwalz.de

Moderation:
Prof. Dr. Gabriele Hooffacker

Termin: 1. April, 19.30 Uhr. Ort: Orange-Bar, Zirkus-Krone-Str. 10 (Nähe Hackerbrücke) mit Blick auf München. Im Anschluss werden Erfrischungen gereicht. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme und bitten um Anmeldung per Email an bayernforum@fes.de. Mehr dazu

JIM-Studie: Jugendliche glauben Tageszeitung mehr als Internet

Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest hat im Dezember die JIM-Studie 2014 (Jugend, Information, (Multi-) Media) in Mannheim vorgestellt. Darin wurde auch das Image verschiedener Mediengattungen hinsichtlich der Vertrauenswürdigkeit und Glaubwürdigkeit untersucht. Ergebnis: Die Tageszeitung ist für Jugendliche auch im Zeitalter der Digitalisierung die glaubwürdigste Mediengattung.

Dazu wurden die Jugendlichen gefragt, welchen Medien sie im Falle einer widersprüchlichen Berichterstattung am ehesten Glauben schenken würden – dem Radio, dem Fernsehen, dem Internet oder der Tageszeitung? In diesem Szenario vertrauen 40 Prozent der befragten Zwölf- bis 19-Jährigen der Berichterstattung der Tageszeitungen, gut ein Viertel entscheidet sich für das Fernsehen (26 %). Radiomeldungen sind für 17 Prozent am vertrauenswürdigsten, während der Internetberichterstattung mit 14 Prozent am wenigsten Vertrauen entgegengebracht wird. Und dies, obwohl die Tageszeitung von deutlich weniger Jugendlichen regelmäßig genutzt wird (32 %) als Radio (73 %), Fernsehen (83 %) oder Internet (94 %).

Diejenigen, die das Internet für das glaubwürdigste Informationsmedium halten, nennen als vertrauenswürdigste Internetseite mit jeweils 16 Prozent Spiegel Online und Google. An zweiter Stelle steht Wikipedia (15 %), danach folgen Facebook sowie diverse E-Mail-Provider mit jeweils elf Prozent. Neun Prozent nennen YouTube als vertrauenswürdigstes Internetangebot, acht Prozent vertrauen auf den Online-Auftritt überregionaler Zeitungen wie der Süddeutschen Zeitung, der FAZ oder der ZEIT.

Die Frage nach der Glaubwürdigkeit verschiedener Medien greift die JIM-Studie seit 2005 in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche trotz extremer Digitalisierung des Alltags in dieser Frage sehr konservativ urteilen. Sowohl Tageszeitung (2005: 42 %), Fernsehen (2005: 28 %) als auch Internet (2005: 16 %) weisen in den letzten neun Jahren relativ konstante Werte hinsichtlich ihrer Glaubwürdigkeit auf, nur das Radio (2005: 10 %) hat sieben Prozentpunkte dazu gewonnen.

Zur vollständigen Pressemitteilung und zum Download der JIM-Studie

Journalismus und PR: Wenn die Distanz verloren geht

Technikjournalismus heute hat Mats Schönauer seinen Beitrag im Bildblog genannt. Dahinter verbirgt sich eine Textsammlung aus Onlinemedien und anderen, die richtig zum Schmunzeln wäre, wenn es nicht so traurig wäre. Schönauer bezeichnet sie als „eindrucksvolles Beispiel für das, was herauskommt, wenn Medien versuchen, PR in Journalismus zu verwandeln — und dabei nicht nur die Distanz über Bord werfen, sondern alles andere gleich mit.“
Zum Beitrag „Technikjournalismus heute“

Wege in die Medien: Folienpräsentation vom Mediencampus

Für alle, die junge Leute auf dem Weg in die Medien beraten, hat der Mediencampus Bayern eine Folienpräsentation zusammengestellt. Sie richtet sich an Schulen oder Arbeitsagenturen und zeigt insbesondere die Studienmöglichkeiten für Abiturientinnen und Abiturienten auf. Dabei steht das Studium von Medientechnik oder Medienproduktion an erster Stelle, gefolgt von Journalistikstudiengängen. Duale Ausbildungen wie beispielsweise beim Bayerischen Rundfunk werden ebenfalls dargestellt. Die Folienpräsentation kann hier als PDF heruntergeladen werden. Wünschenswert wäre eine ergänzende Präsentation, die die Möglichkeiten der Weiterbildung im Medienbereich beispielhaft darstellt.

Unter drei: Interview mit Klaus Meier zur Zukunft der Zeitung

Alumni und Alumnae der Eichstätter Journalistik haben ein Interview mit ihrem Professor Klaus Meier geführt. „Ein intensives Gespräch zur Zukunft von Tageszeitungen und Verlagen, zu ihrer Bedeutung für die Demokratie und zur Reorganisation von (Lokal-)Redaktionen“, schreibt Klaus Meier, „ein Podcast, der vieles anspricht und vertieft, worüber sich Journalisten und Redaktionsmanager heute Gedanken machen.“ Klaus Meier führt gemeinsam mit Gabriele Hooffacker das Standardwerk Einführung in den praktischen Journalismus von Walther von La Roche in der Gelben Reihe fort. Hier geht’s zum Interview

Wie gehen Journalisten mit dem Thema Rechtsextremismus um?

Geht es um Rechtsextremismus sind die Medien in einem Dilemma gefangen. Guter Journalismus sollte extremistische Ideologien nicht verstärken. Doch wie vereinbaren Journalisten ihre Informationspflicht mit dieser Vorgabe?

Auf einem Symposium der Hamburg Media School und der Norwegisch-Deutschen Willy-Brandt-Stiftung diskutierten Experten die Rollenprobleme des Journalismus. Studierende der Hamburg Media School haben ein multimediales Dossier zum Thema zusammengestellt und die Diskussion in einer Audio-Slideshow dokumentiert. Das gesamte Dossier gibt es bei der Zeitschrift Message online.

Dürfen Journalistenschulen nicht PR lehren?

Journalistenakademie auf Abwegen titelte das Magazin Cicero online Ende Februar. Gemeint war die Akademie der Bayerischen Presse (ABP), eine klassische Volontärsschmiede mit umfangreichem Kursprogramm in München. Kritisiert wird insbesondere, dass die ABP nicht nur das journalistische, sondern auch PR-Handwerk vermittele. Zudem werden ihre Weiterbildungskompetenzen auch von Unternehmen für Inhouse-Schulungen genutzt. Es sei „eine Frage der Glaubwürdigkeit“, Journalismus- und PR-Kurse nicht gleichzeitig anzubieten, meckern insbesondere Leiter privater PR-Akademien, die meist frei finanzierte Kurse zu wesentlich höheren Teilnahmegebühren im Programm haben. Da die ABP institutionelle Förderung vom Freistaat erhält, sehen manche Wettbewerber hier eine Marktverzerrung. Auch Heike Schweitzer, Professorin für Kartellrecht an der Universität Mannheim, fürchtet, hier könnte einem Marktteilnehmer mit staatlichen Mitteln ein Wettbewerbsvorteil verschafft werden.

Die Fördermittel sind nicht unbeträchtlich: Wie Petra Sorge für Cicero online recherchiert hat, waren es 2013 nach offiziellen Angaben 420.750 Euro, 2014 sollen es 467.500 Euro werden. Da die meisten Journalistenschulen von den Teilnahmegebühren nicht leben könnten, ist die Förderpraxis jedoch Tradition: So unterhalten viele Verlags- und Medienhäuser eigene Journalistenschulen, auf die zum Teil auch externe Teilnehmende aufgenommen werden. Die Kirchen betreiben Journalistenschulen und Journalistenakademien, und auch parteinahe Stiftungen bieten mit öffentlichen Geldern geförderte Kurse und Lehrgänge an. (Anmerkung in eigener Sache: Auch viele Studierende der Stiftung Journalistenakademie Dr. Hooffacker erhalten für die Teilnahmegebühren an Weiterbildungslehrgängen und Seminaren öffentliche Fördermittel insbesondere aus der Arbeitsverwaltung).

Ist das verwerflich? Ist es nicht genau der freie Markt, der Unternehmen dazu bringt, ihre Mitarbeiter lieber zu Journalistenschulen als zu PR-Akademien zu schicken? Insbesondere die Medienarbeit (media relations), um die es bei den genannten Kursen geht, hat sich in ihren Methoden dem journalistischen Handwerk stark angenähert. Die Journalistenschulen bieten hier Kompetenzen, die sich an den PR-Akademien bisher nicht immer im gleichem Maße finden.

Sind Medienunternehmen keine Unternehmen? Die Argumentation, dass Journalismuskurse – also mit öffentlichen Mitteln bezuschusste Aus- und Weiterbildung für Medienunternehmen – erlaubt, die Ausbildung anderer Unternehmensmitarbeiter jedoch kritisch zu sehen sei, lässt außer Acht, dass Verlagshäuser ebenfalls frei finanzierte Unternehmen sind.

Was vom Skandal übrig bleibt, ist Wettbewerbsgezänk. Das ließe sich dadurch lösen, dass spezielle Medienarbeits-Kurse vielleicht tatsächlich zu höheren Preisen angeboten werden als journalistische – in der Preisgestaltung sind Journalistenschulen ja frei. Müsste die Journalistenausbildung in Deutschland hingegen auf öffentliche Fördermittel verzichten, sähe es schlecht aus für journalistische Aus- und Weiterbildung.

Zum Beitrag „Journalistenakademie auf Abwegen“ auf Cicero online