Bildsprache

Interview mit Axel Buchholz und Klaus Peter Weber

Wie werden die Motive für einen Beitrag ausgewählt?

Entsprechend dem jeweiligen Aussagewunsch. Man fragt sich also: Welche Information oder welche Stimmung soll gerade dieses Bild/Motiv dem Zuschauer im Rahmen einer Sequenz vermitteln? Zeigt es genau das? Oder auch Überflüssiges, das unnötig ablenkt?

Oder zu wenig, um beispielsweise auch über das Umfeld zu orientieren? Wichtig bei der Wahl der Einstellung ist ebenfalls: Wie schließt sie an vorangehende Bilder an? Im Eingangskapitel des Buches ist die Bild(aus)wahl in mehreren Beiträgen zur Bildsprache mit vielen Beispielen genau erklärt.

Welche Vorgehensweise empfehlen Sie bei einer Beitragsplanung: Durch­geplant oder eher frei?

Für den/die Anfänger/in empfiehlt sich eine genaue Vorplanung des Beitrags. Und dies betrifft sowohl die Bilder, wie O-Ton und Text – und ihr Zusammen­wirken zu einer Gesamt­aussage. Je sicherer man sich fühlt, umso mehr kann man es wagen, schrittweise die Planungs­anforderungen zu reduzieren. Aber auch ein Routinier wird kaum ganz ohne Planung auskommen.

Alle werden immer damit rechnen müssen, dass die Gegebenheiten vor Ort ein schnelles Umplanen oder Impro­visieren erfordern. Im Kapitel „Einen Fernsehbeitrag planen“ gibt es dafür systematische Anleitungen wie eine Checkliste und viele Ratschläge und praktische Tipps.

Wie groß ist die Bedeutung der Bildsprache für einen Beitrag?

Sehr groß. Darum heißt das Medium ja schließlich Fernsehen oder wird generell als ein audiovisuelles bezeichnet. Selbst wenn in einer Darstellungsform wie beispielsweise Interview, Kommentar oder Talkshow der Ton der Hauptträger der Information ist, bleibt das Visuelle eine wichtige Ergänzung und Zusatzinformation.

Zum Zusammenwirken von Bild, Ton und Text vergleiche zum Beispiel den ersten Buchbeitrag „Ein Magazin­film/Magazin­stück als Beispiel“ und für eine wort­betonte Darstellungsform den Beitrag „Interviews richtig ins Bild setzen“.

Was sind bei der Bildsprache die wichtigsten Regeln?

Das Allerwichtigste ist, dass die Bilder wirklich „sprechen“, also das aussagen, was uns der Beitrag vermitteln will. Die Bilder sollten folglich mehr sein als ein bloßer „Bildteppich“. Uns durch „Achsen­sprünge“ verwirren dürfen sie ebenfalls nicht.

Was sie uns sagen, muss in Ein­klang/Zusammen­wirken mit dem Ton/Text geschehen. „Bild-Text-Scheren“ (also ein Auseinanderklaffen von Bild- und Ton/Text-Information) sind ein Tabu. Wer unter diesen Stichworten im Register des Lehrbuchs „Fernseh-Journalismus“ nachsieht, findet auf den angegebenen Seiten mehr dazu.

Welche Trends beobachten Sie in diesem Bereich?

Ein schon älterer Trend: In aktuellen journalistischen Beiträgen wird gelegen­tlich nachgeahmt, was in Porträts oder künstlerischen Fernsehfilmen durchaus am Platz sein kann: Gesichter werden so groß gezeigt, dass man jede Falte und Hautunreinheit sieht – ohne dass es für solche Großeinstellungen (close-ups) eine dramaturgische Rechtfertigung gäbe. Bei Außendrehs werden die Gesichter zudem meist wenig bis gar nicht geschminkt, was die so ins Bild gesetzten Personen unnötig und unbegründet unvorteilhaft aussehen lässt.

Ein neuerer Trend: Die Drohnen- und Kameratechnik hat Luftaufnahmen relativ kostengünstig und schnell möglich gemacht. Das hat dazu geführt, dass sie häufiger eingesetzt werden als inhaltlich sinnvoll. Dadurch verlieren sie unnötig schnell ihre optische Attraktivität.

Das tröstliche an Trends auch im Fernsehen: Sie kommen – aber sie gehen auch wieder vorüber.