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Interview mit Uwe Ritzer: „Man gibt nicht auf, man bohrt bei investigativen Recherchen“

 

Quelle: Droemer Knaur

Uwe Ritzer arbeitet als Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ aus dem Büro in Nürnberg. Gemeinsam mit seinem Kollegen Bastian Obermayer hat er den ADAC-Skandal aufgedeckt, der zum Sturz des Kommunikationschefs und des Präsidenten geführt hat.

 

Herr Ritzer, ab wann wird für Sie eine „normale“ Recherche zu einer investigativen Recherche?

Uwe Ritzer: Die Grenzen sind fließend. Investigativ heißt für mich, jenseits der öffentlichen Verlautbarungen zu recherchieren. Da anzufangen, wo andere aufhören. Oder Spuren, Hinweisen und einem konkreten Verdacht tiefer nachzugehen. Dann erst beginnt die eigentliche Kärrnerarbeit, die viel Versicherungsvertretermentalität braucht. Soll heißen: Man gibt nicht auf, man bohrt, man geht (im übertragenen Sinne) hinten wieder rein, wenn man vorne rausgeworfen wurde. Ich habe Recherchen erlebt, da ging manchmal wochen- oder monatelang nichts vorwärts. Dann lasse ich ein Thema auch einmal etwas liegen. Meistens öffnet sich dann plötzlich eine entscheidende Tür.

Häufig sind Journalisten Einzelkämpfer. Beim ADAC haben Sie im Team recherchiert. Wäre es möglich gewesen, den ADAC-Skandal auch alleine aufzudecken oder sind Recherchen dieser Art für einen Journalisten alleine zu aufwändig?

Uwe Ritzer: Ich bin generell ein großer Fan von solchen Teams und hole mir häufig bewusst Kollegen ins Boot. Die wirklich spannenden, investigativen Fälle sind meistens so komplex und aufwändig, dass man sich die Arbeit so enorm erleichtert. Es ist wichtig, Kompetenzen von Kollegen zu nutzen, wenn man sie selbst nicht hat. Für mich war der ADAC vertrautes Terrain, weil ich früher bereits kritische Vorgänge aufgedeckt und beschrieben hatte. Ein großer Vorteil von Teamarbeit ist auch, dass man sich gegenseitig hinterfragt, antreibt, kritisiert. Dadurch bleibt man wacher und verliert sich nicht in Vorurteilen. Am Ende geht es immer darum, die beste Geschichte veröffentlichen zu können und nicht um die Frage, ob einer allein glänzt oder zwei, drei Autorennamen über dem Artikel stehen.

Sind Sie bei einer investigativen Recherche schon einmal in Gefahr geraten?

Uwe Ritzer: In unangenehme Situationen: Ja. Aber wirklich in Gefahr – nein.

 


Das komplette Interview finden Sie auf Seite 105 des Buchs „Recherchieren“