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Interview mit Peter Welchering: Wenn der Pressesprecher die besuchten Websites kennt…

 

Quelle: privat

Peter Welchering arbeitet seit 1983 als Journalist für Radio, Fernsehen und Print und hat verschiedene Lehraufträge an Journalistenschulen. Der Stuttgarter gilt als ausgewiesener Datenschutz-Experte.

 

Herr Welchering, warum spielt Datenschutz in der Recherche eine derart große Rolle?

Peter Welchering: Aus zwei Gründen spielt dies eine große Rolle. Erstens: Sie müssen ihre Recherche in Ruhe zum Abschluss bringen können, damit diese rund wird. Sie müssen die Informanten und Quellen so lange schützen, damit ihre Recherche nicht von der Politik oder anderen staatlichen Stellen verhindert wird. Zweitens: Es gibt teilweise Quellen, die geschützt werden müssen, damit sie in ihrem privaten bzw. beruflichen Umfeld unerkannt weiterleben können. Deshalb sollte man einen sehr, sehr starken Wert auf den Datenschutz und Informatenschutz legen.

Durch die NSA-Affäre wurde öffentlich, wie leicht Daten online mitgelesen werden können.

Peter Welchering: Online spielt der Datenschutz eine sehr viel wichtigere Rolle noch, weil die Daten einfach abgegriffen und zu Profilen verdichtet werden können. Es ist deshalb wichtig, sich bestimmte Online-Werkzeuge anzueignen. Ich sehe allerdings leider wenig Bereitschaft dazu und nur ein geringes Verantwortungsbewusstsein bei vielen Journalisten. Das ist eine schlimme Entwicklung.

Welche Werkzeuge meinen Sie?

Peter Welchering: Anonymisierungsplattformen wie den Tor-Browser. Warum das wichtig ist? Ich hatte schon einmal mit dem Pressesprecher eines Bundesministeriums gesprochen und er wusste, welche Seiten ich mir im Internet vorher angeschaut hatte. Weitere Werkzeuge sind tote Briefkästen, das Verschlüsseln von Mails. Das umfasst auch sämtliche Kontaktaufnahme über Chat mit Quellen, die ich konsultiere. Man sollte insgesamt darauf achten, dass die eigene Online-Kommunikation nicht nachvollzogen werden kann.

Das heißt, WhatsApp und Facebook scheiden für Sie aus?

Peter Welchering: WhatsApp ja, Facebook nicht unbedingt. Bei meinen Recherchen mit „Anonymous“ habe ich alle Kontakte über Facebook abgewickelt. Wichtig ist, dass man die Privacy-Einstellungen überdenkt und die Kommunikation verschlüsselt. Ein anderes Beispiel: Die Kontaktaufnahme mit syrischen Oppositionsgruppen war für mich 2013 nur über Facebook möglich, um Videos und Bilder zu bekommen. Natürlich muss ich das Material dann auf seine Echtheit überprüfen.

 


Das komplette Interview finden Sie auf Seite 94 des Buchs „Recherchieren“