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Interview mit Albrecht Ude: „Das Deep Web spielt eine sehr große Rolle“

 

Quelle: Uni Mainz

Albrecht Ude ist Journalist und Recherche-Trainer aus Berlin. Er schreibt unter anderem für die Weblogs www.rechercheblog.ch und www.recherche-info.de.

 

Herr Ude, welche Rolle spielt für Sie Online-Recherche?

Albrecht Ude: Der Ruf, dass von manchen nur noch online recherchiert wird, ist leider berechtigt. Viele Leute beginnen mit der Suche bei Google und enden bei Wikipedia. Das ist dann natürlich keine ernst zu nehmende Recherche. Das wichtigste Recherchemittel ist nach wie vor das Telefon, weil diese Recherche interaktiv ist. Bei der vorherigen Online-Recherche geht es häufig darum, die richtigen Ansprechpartner und deren Kontaktdaten zu finden.

Social Media gewinnt zunehmend an Bedeutung in der Recherche. Wie wichtig sind soziale Netzwerke für Sie?

Albrecht Ude: Social Media ist kein monolithischer Block. Auch hier gibt es nicht eine Suchmaschine. Bei Twitter nutze ich zum Beispiel das Advanced Search Tool von Twitter selbst und Dutzende von Zusatztools, die allerdings häufig nicht über einen längeren Zeitraum verfügbar sind. Das Problem ist: Diese Tools werden aufgebaut, man muss damit Geld verdienen und stellt fest, dass damit kein Profit zu machen ist. Deshalb haben sie häufig nur eine kurze Lebenszeit. Generell gilt: Facebook und Twitter sind für Journalisten unverzichtbar. Man braucht mindestens einen Fake-Account, um mitlesen zu können.

Besser ein Fake-Account als ein echter Account?

Albrecht Ude: Wer als Journalist bei Facebook und Twitter präsent sein will, kann auch seinen normalen Account nutzen. Wenn ich sensible Recherchen machen will, zum Beispiel bei XING, würde ich dies nicht von meinem normalen Account machen. Hier lege ich eine Spur, denn XING teilt den Nutzern mit, wer zuletzt dessen Profil angeschaut hat. Vor allem bei sensiblen Recherchen im Rocker- oder Nazi-Milieu will ich häufig nicht, dass sofort erkannt wird, dass ich als Journalist hier recherchiere. Ansonsten wird die Kommunikation hölzern, und ich erfahre nicht mehr viel. Deshalb empfiehlt es sich, die Vögel nicht aufzuscheuchen.

 


Das komplette Interview finden Sie auf Seite 85 des Buchs „Recherchieren“