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Fernsehen

Interview mit Clemens Finzer

 

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Clemens Finzer Ausbildungsverantwortlicher Bayerischer Rundfunk (Foto: Lisa Hinder, BR)

Clemens Finzer ist Ausbildungsleiter beim Bayerischen Rundfunk (BR). Er entwickelte und betreute Bildungsprojekte und war für Journalistenschulen, Volontärsprogramme und in der ARD ZDF Medienakademie in der Aus- und Fortbildung tätig.

 Wie sind Sie Journalist geworden? Wie war Ihr beruflicher Weg?

Ich war studienbegleitend Stipendiat des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses e.V. und absolvierte nach Abschluss des ersten Staatsexamens ein Programmvolontariat beim Bayerischen Rundfunk (BR). Rund 13 Jahre arbeitete ich als fester freier Mitarbeiter beim BR und in der ARD in der Aktualität (B5aktuell und Nachrichten) sowie in diversen Fachredaktionen (u.a. Religion und Kirche HF/ Wirtschaft FS). Daneben habe ich Bildungsprojekte wie (z.B. HörensWert) mitentwickelt und betreut. Außerdem war ich  für Journalistenschulen, Volontärsprogramme und in der ARD ZDF Medienakademie in der Aus- und Fortbildung tätig (Medienethik). Seit dem Frühjahr 2014 leite ich die Ausbildungsredaktion des BR.

Was muss man als TV-Journalist können? Was sind Ihrer Meinung nach die Voraussetzungen für diesen Beruf?

Man muss in erster Linie in der Lage sein, eine Geschichte mit Bildern erzählen zu können. Man braucht ein Gespür für „gute Bilder“. Außerdem sollte man die szenischen und dramaturgischen Elemente kennen und anwenden können. Daneben braucht der Journalist Management-Fähigkeiten, denn in der Regel ist Fernsehen zum einen mit viel organisatorischem Aufwand verbunden, dies beinhaltet Drehgenehmigungen, Organisation der Ausrüstung. Zum anderen ist Fernsehen Teamarbeit, auch wenn zunehmend Fähigkeiten von Kameraführung und Schnittkompetenzen vonnöten sind.

Wie hat sich die Rolle des Fernsehjournalisten angesichts Online und Trimedialität verändert? Wie wichtig sind diese zusätzlichen Medien heute?

Aufgrund des Nutzungsverhaltens der Zuschauer haben sich auch viele Formatfragen ergeben. Klassische Beiträge im linearen Fernsehen werden durch Webvideos im Netz ersetzt und finden dort eine größere Zahl an Zuschauern. Doch Webvideo funktioniert (teilweise) anders als lineares TV. Der Ausspielweg beeinflusst die Entstehungsmerkmale. Das will gelernt sein.

Ferner wirkt sich das trimediale Arbeiten sehr ambivalent aus: So müssen zum einen manche Beiträge nicht mehr mühsam fürs Fernsehen umgesetzt werden, wenn sie sich besser fürs Netz bzw. als Audio eignen. Gleichzeitig bedeutet das möglicherweise aber auch weniger Produktionen für das lineare Fernsehen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Bewegbild-Videos im Netz, da diese, bis zu einer bestimmten, schnell konsumierbaren Länge, eine wachsende Zahl an Zuschauern finden.

„Einführung in den praktischen Journalismus“ von La Roche? Was bedeutet das Buch für Sie?

Es ist ein Standard-Werk für die journalistischen Grundlagen. Ich habe selbst vielfach darauf zurückgegriffen und kann es jedem Bewerber nur empfehlen, sich damit auseinanderzusetzen.

Aussicht: Wohin geht die Reise für TV-Journalisten – hat dieser Beruf noch eine Zukunft und wenn ja, welche?

TV-Journalisten müssen sich mit verändernden Gegebenheiten auseinandersetzen, sollten zumindest Grundfähigkeiten in Kameraführung und Schnitt beherrschen und so in der Lage sein, auch selbständig ein Video zu erstellen. Am besten auch mit dem Smartphone, ohne dass die Qualität der Bilder, der Einstellungen oder der Dramaturgie erhebliche Defizite aufweist. Ferner sollten sie in der Lage sein, themenorientiert zu denken, das heißt, dass zunächst das Thema im Mittelpunkt steht und erst dannach über die Umsetzung und den Ausspielweg nachgedacht werden sollte.