Springer.com

DER VR-JOURNALIST

„Nimm eine günstige Kamera, geh einfach raus und mach es,“ so der Appell von Nathan Griffith, heute VR­-Producer bei der New York Times (Griffith 2017). Als er als „Interactive Editor“ bei Associated Press (AP) arbeitete, begleitete er ein globales Pilotprojekt mit dem Ziel, VR­-Journalisten weltweit auszubilden. Da es für AP keinen Sinn machte, ein VR­-Team weltweit reisen zu lassen, stattete AP einige ihrer Korrespondenten mit VR­-Kameras aus. Regionale Koordinatoren übernahmen das Handling und den Workflow. Die Reporter bekamen neben ei­ nem PowerPoint­Lernset eine VR­-Trainingseinheit und probierten dann das neue Medium aus. So konnten 360°-­News-­Videos bei AP weltweit produziert werden. Nach ein paar Monaten konnte AP feststellen, dass 360°­-Videos von vielen Nutzern angesehen und geteilt wurden.

Reporter redaktionsintern zu qualifizieren und die Erfahrungen untereinander auszutauschen ist der Weg, den auch euronews geht. Allein zwischen Mai und Juli 2017 veröffentlichte der Sender über 110 VR­-Videos – das Ergebnis einer unternehmensweiten Anstrengung unter der Leitung von Thomas Seymat, Leiter Immersive Journalism bei euronews.

Es ist die Zeit des Ausprobierens. Festgelegte Standards sind noch nicht vorhanden und werden durch die Projekterfahrungen der VR­-Journalisten und Medienhäuser sowie den technologischen Entwicklungen geprägt. „Stell’ keine Regeln auf, ohne vorab Erfahrungen zu sammeln“, das gibt Louis Jebb, Gründer und Geschäftsführer von immersiv.ly, zu bedenken. Dies gilt auch für Fortbildungen in diesem Sektor: Sie sind noch nicht etabliert, meist noch gar nicht vorhanden. Viele Journalisten sehen aber das Zukunftspotenzial und investieren selbst in Know­how und Technik.