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12. Kapitel: Die Radionachricht

 

Tipps für die Nachrichtenpraxis

 

1. Spitzenwechsel. Die erste Meldung, der Aufmacher oder die Spitze, ist entscheidend für die Attraktivität der Sendung:

Vize-Fraktionschef fordert erneut…

Das heißt, es ist nichts los. Umschalten! Die Spitzenmeldung gibt der Sendung ein Gesicht, sie ist ihr Schaufenster. Ist der Aufmacher langweilig, kann man die anderen Nachrichten vergessen. Deshalb muss sich der Redakteur jede Stunde besondere Gedanken um seinen Aufmacher machen. Er sollte jede Chance nutzen, seine Sendung mit einer neuen Nachricht zu beginnen – wenn sie den entsprechenden Nachrichtenwert hat.

2. Meldungen umschreiben? Ein Streitthema in fast allen Redaktionen: Muss eine Meldung umgeschrieben werden, auch wenn es nichts Neues gibt? Nein! Denn Nachrichtenmachen ist keine Beschäftigungstherapie. Und das Signal an den Hörer ist: Diese Meldung ist wichtig, deshalb wiederhole ich sie. Vielleicht kennst Du sie schon? Dann mach` Dir keine Mühe, sie erneut aufmerksam zu hören. Wenn es Neues gibt, teilen wir das mit.

3. Warenkorb Nachrichtensendung. Die Topthemen des Tages gehören natürlich in jede Sendung. Aber das Leben ist bunt. Und das sollte sich auch in der Sendung widerspiegeln: Regionales, Innenpolitik, Wirtschaft, Außenpolitik, Wissenschaft, Sport und natürlich Vermischtes ohne seichten Untergrund. Und für die nächste Sendung stellt man einen neuen Warenkorb zusammen.

4. Vorsicht Blockbildung! Erst Außenpolitik, dann Innenpolitik und dann Regionales? Nein, solche Regeln gibt es nicht. Wenn der Redakteur die Meldungen zusammenstellt, sollte er schon beachten: Gibt es Zusammenhänge? Spielen mehrere Ereignisse in einem Land, in einer Region? Welche Nachrichten passen nicht zusammen? Aber letztlich entscheidet über die Reihenfolge der Meldungen ihr Nachrichtenwert.

5. Rücksicht auf das Programmumfeld? Der Sport will den Weltmeister exklusiv verkaufen und der Moderator den Oscar-Gewinner. Die Nachrichten sollen „doch bitte jetzt mal darauf verzichten“. Was tun? Natürlich arbeiten alle an einem Programm, und Abstimmung ist wichtig. Aber die Hörer erwarten, dass die Nachrichten alles bringen, was wichtig und interessant ist. Also gehören der WM-Titel und der Oscar auch in die Nachrichten.

6. Sperrfristen beachten? Ja und nein. Der Redakteur kann nicht über eine Rede berichten, die zwar schriftlich vorliegt, aber noch nicht gehalten wurde. Da heißt es abwarten, was der Redner wirklich gesagt hat. Und ob die Rede überhaupt gehalten wurde! Wenn die Agentur aber schreibt:

Interview mit FIFA-Chef. Frei ab 5 Uhr. Oder: Gutachten des Wirtschaftsinstitutes. Frei ab 24 Uhr.

Dann kann die Sperrfrist ignoriert werden. Hat er das Interview schon gegeben? Ja. Hat das Institut die Lage begutachtet? Ja. Also kann das auch gemeldet werden…

 

Neugierig geworden?

Den kompletten Beitrag finden Sie in Kapitel 12 des Buches Nachrichten – klassisch und multimedial.