An welchen Stellen hat Mia Gliederungseinschnitte gesetzt: nach abgeschlossenen || oder nichtabgeschlossenen Sprecheinheiten |?
Durch welche sprecherischen Merkmale sind die Gliederungseinschnitte v.a. gekennzeichnet: Pausen P, Lautdehnungen D oder Melodiekontraste M?
Mias Sprechgliederung | |
00 | Neustadt.||M+P |
01 | Bei einem Brand ist eine 71-jährige Frau ums Leben gekommen. |
02 | Nach Angaben der Polizei wurde sie von der Feuerwehr tot in ihrer Küche gefunden. |
03 | Die Wohnung der Toten wurde schwer beschädigt. |
04 | Über die Ursache des Brandes teilte die Polizei noch nichts mit. |
Eine inhaltlich motivierte, sinnvermittelnde Sprechgliederung in abgeschlossene und nichtabgeschlossene Sprecheinheiten erleichtert den Hörer/inne/n das Verstehen der Radionachrichten. Ein wichtiges Mittel dazu sind Sprechpausen, die als hörbare Einschnitte den Sprechfluss unterteilen. Sprechpausen entstehen einerseits durch die Notwendigkeit des Einatmens beim Sprechen (Atempausen) und durch die Rhythmisierungsgewohnheiten im Deutschen. Andererseits werden sie von Nachrichtensprecher/inne/n eingesetzt, um gemäß der Mitteilungsabsicht abgeschlossene und nichtabgeschlossene Sprecheinheiten voneinander abzugrenzen. Zur Sprechgliederung tragen neben den Sprechpausen auch phonetische Kontraste zwischen den Sprecheinheiten bei, z.B.: Melodiekontraste (tief/hoch), Lautheitskontraste (laut/leise), Sprechspannungskontraste (gering/stark) oder Lautdauerkontraste (Dehnungen/Kürzungen).
Die Sprechgliederung orientiert sich zwar an den durch Satzzeichen markierten grammatischen Texteinheiten (z.B. Sätzen und Teilsätzen) und deren syntaktischer und inhaltlicher Struktur, aber sie muss nicht damit identisch sein. Entscheidend ist, dass ein/e Sprecher/in den Sinn einer Meldung verstanden hat und ihn den Hörer/inne/n mit einer klaren Sprechabsicht vermitteln will.
Stock, Eberhard (1996a): Deutsche Intonation. Langenscheidt: Leipzig (Kapitel 5).
Bose, Ines (2001): Methoden der Sprechausdrucksbeschreibung am Beispiel kindlicher Spielkommunikation. In: Gesprächsforschung – Onlinezeitschrift zur verbalen Interaktion 2, 262-303. (www.gespraechsforschung-ozs.de).
Bose, Ines (2010): Stimmlich-artikulatorischer Ausdruck und Sprache. In: Deppermann, Arnulf / Linke, Angelika (Hg.): Sprache intermedial: Stimme und Schrift, Bild und Ton. de Gruyter: Berlin / New York, 29-68.
Wo sollte Mia die Meldung nach den Regeln sinnvermittelnden Vorlesens gliedern? In abgeschlossene || oder nichtabgeschlossene Sprecheinheiten |?
Notizen