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Kapitel 6: Prinzipien des Textzugangs für die Leser – oder: Was

Glaubenspolaritäten (GPA) damit zu tun haben

 


Der Schriftsteller, der Autor interessiert mich nicht in erster Linie. Ich betrachte in die Welt eines Themas vom Pol der Erkenntnis. Natürlich spielt dann innerhalb dieser Themenwelt der Autor auch irgendeine Rolle und vielleicht interessiert mich auch die Überlegung, ob und wie ich durch den Text einen Überblick über das Thema erhalte. Aber in erster Linie denke ich „Was kann ich damit anstellen?“. Mit dieser Sicht auf ein Thema bin ich nicht allein. Viele handeln nach diesen Überlegungen. Sie alle sind „Erkenntnis-Menschen“, also Menschen, die etwas nur dann interessant finden, wenn sie es in ihre Gedankenwelt sinnvoll einbinden können und einen Lerneffekt erfahren.

 

Und da gibt es die Anderen, die einen anderen Zugang zu einem Thema bevorzugen. Für sie ist es wichtig, dass der richtige Autor etwas schreibt. Egal, was er oder sie schreibt, es ist bestimmt gut, weil es von genau diesem Menschen kommt. Wer von dieser Warte aus ein Thema angeht, der nähert sich dem Thema über die Zuversicht, dass die richtige Autorin schon keinen Unsinn schreiben wird. Solche Leser betreten die Welt eines Themas vom Pol des Vertrauens. Diese Autorin ist fachkompetent, deshalb bekommt das Thema (von ihr bearbeitet) erst einmal einen Vertrauensvorschuss. Was hat sie sich wohl dabei gedacht? Welche Überlegungen haben sie zu diesem Thema geführt? Was will sie mir damit sagen? Die Autorin mit dem, was sie selbst erlebt hat, was sie eingesponnen hat ins Thema, spielt eine große Rolle.

 

Die dritte Lesergruppe möchte als erstes einen Überblick gewinnen. Wie gestaltet sich das Thema? Welchen Ordnungsprinzipien folgt es? Kann sich der Leser im Thema gut zurechtfinden? Wenn das Thema nicht ordentlich gegliedert ist, wenn der Überblick nicht sofort gewonnen werden kann, dann ist der Mensch, der das Thema vom Pol der Ordnung betrachtet, eher enttäuscht. Ich muss zugeben, dass Ordnung für mich keine übermäßige Rolle spielt. Jedenfalls nicht als Zugangsportal zu einem Thema und auch nicht in der Gestaltung meiner Seminare.