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Hörfunk

Interview mit Susi Krauseneck

Susi Krauseneck, Hörfunkredakteurin

Susi Krauseneck, Hörfunkredakteurin

Susi Krauseneck ist Redakteurin und Moderatorin für tagesaktuelle Medien. Sie war für Radio Arabella und Charivari in München tätig. Heute arbeitet sie als Dozentin und Medientrainerin.

Wie sind Sie Journalistin geworden?

Über einen kleinen Umweg: Nach dem Abitur hatte ich mich entschlossen auf die Bayerische Akademie für Wirtschaft in München zu gehen. Bei meinem Praktikum in der Marketingabteilung eines lokalen Radiosenders im Allgäu ist mir schnell klar geworden, dass ich auf die andere Seite will. Mein Chef hat mir damals angeboten, von der Marketingabteilung in ein Redaktions-Volontariat zu wechseln. Die zwei Jahre waren eine harte Schule: Ich habe täglich zehn Stunden oder mehr gearbeitet, damit aber das Fundament für meine Radio-Karriere gelegt. Nach meinem Volontariat kam der Wechsel zur Nachrichtenredakteurin nach München.

Was muss ein Hörfunkjournalist können?

Allrounder sind gefragt! Ein Hörfunkjournalist sollte redaktionelles Arbeiten beherrschen, offen für den Umgang mit Branchensoftware wie digitalen Schnittprogrammen oder Content Management Systemen sein. Und er sollte über eine ausbaufähige Sprechstimme verfügen. Radio ist in erster Linie ein Audio-Medium. Reine Textredakteure ohne Sprecherqualitäten werden sich nicht auf Dauer am Markt etablieren können. Ein hoher Grad an Aufgeschlossenheit für die verschiedenen Online-Kanäle der Medien wird mittlerweile vorausgesetzt.

Wie hat sich die Rolle vom Hörfunk verändert?

Die Rolle des Hörfunks wurde seit dem Beginn der Digitalisierung immer wieder in Frage gestellt. Schon bei der Einführung von mp3 wurde das Radio für tot erklärt. Heute drohen Spotify & Co. das Radio wieder zu verdrängen. Ich bin dennoch der festen Überzeugung, dass es auch im digitalen Zeitalter eine Zukunft für das Radio gibt. Was Radio jedoch einzigartig macht, ist nicht die Musik, sondern es sind die Menschen und der Content. Der lokale Faktor ist für viele Hörer unverzichtbar. Das ist und bleibt der große Mehrwert der Radiosender – auch heute.

Welche Rolle hat Hörfunk im crossmedialen Kontext?

Wie auch bei Print und TV verlagert sich beim Hörfunk vieles ins Netz, und da geht es nicht nur um das Internetradio. Der Content auf der Website muss heute parallel zum laufenden Programm bestehen. Es gibt Aktionen, die über Facebook oder WhatsApp laufen und gleichzeitig on Air überhaupt keine Rolle spielen – oder umgekehrt. Das Internet hat sich zum alles dominierenden Medium entwickelt, während die klassischen Medien mehr und mehr um ihre Daseinsberechtigung kämpfen. Das Internet ausklammern oder als „Themen-Parkplatz“ zu deklarieren ist jedoch nicht die Lösung. Im Gegenteil. Dort besteht die einzigartige Möglichkeit, neue und bestehende Zielgruppen anzusprechen und an sich zu binden.

Was bedeutet das Buch „Einführung in den praktischen Journalismus“ von Walther von La Roche für Sie?

Ich habe mit diesem Buch mein Handwerk gelernt. Ich kenne keinen Journalisten, der nicht irgendwann mal eines seiner gelben Bücher in der Hand hatte. Der Lehrbuchklassiker „Einführung in den praktischen Journalismus“ gilt nach wie vor als Standardwerk für angehende Journalisten. Er selbst hat das Buch inhaltlich immer wieder überarbeitet und zeitgemäß gehalten. Darüber hinaus war Walther von La Roche ebenfalls ein leidenschaftlicher Radiomensch.

Wohin geht die Reise beim Radio, welche Zukunftstrends gibt es?

Deutschland wird digital – das gilt natürlich auch für das Radio: Langspielplatten und Magnetbänder wurden von CD, DAT und Minidisc abgelöst. Danach kamen große Server mit MPEG-komprimierten Audiodateien. Der nächste Schritt liegt nahe, ist aber nicht so leicht zu gehen. Beim Wechsel von der analogen UKW zum digitalen DAB+ steckt das Medium in einer Sackgasse. Die technischen Standards fehlen und die Radiomacher selbst sind sich nicht einig: Die einen sehen es als unausweichliche technische Entwicklung, die anderen als nicht finanzierbare Totgeburt. Fest steht: Zu wenige Haushalte haben ein DAB+ Radio und es gibt zu wenig Anreize, sich eines anzuschaffen. Eine Abschaltung des terrestrischen Empfangs würde für die meisten Radiohörer bedeuten, sich neue Endgeräte kaufen zu müssen – vom Bad über die Küche bis zum Auto. Viele Privatsender sind deshalb gegen eine Umstellung von UKW auf digital.