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Onlinejournalismus

Interview mit Stephan Goldmann

Stephan Goldmann, Journalist und Web Publisher (Foto: Juliane Weber)

Stephan Goldmann, Journalist und Web Publisher (Foto: Juliane Weber)

Stephan Goldmann ist Journalist und Web-Publisher. Als Dozent unterrichtet er an der Stiftung Journalistenakademie Dr. Hooffacker GmbH & Co. KG sowie an der Akademie der bayerischen Presse (ABP). Er betreibt den Reiseblog myhighlands.de und ist Partner der Seite lousypennies.de.

Wie sind Sie Journalist geworden?

Mein journalistisches Handwerk lernte ich bei einer jugendeigenen Zeitung, die in Zusammenarbeit mit der Jungen Presse Bayern entstand. Bei verschiedenen Seminaren habe ich hier schon das erste Mal von Walther von La Roches Buch gehört. Danach absolvierte ich ein Volontariat bei einer Computerzeitschrift. Diesen Platz habe ich bekommen, obwohl ich kein Studium absolviert hatte. Mein Chef meinte damals, ich hätte ein gewisses „journalistisches Glitzern“ in den Augen gehabt.

Was ist der Unterschied zwischen Online und Print?

Der Anspruch an das journalistische Arbeiten sollte gleich sein. Allerdings hat Onlinejournalismus ein viel höheres Tempo. Während eine Tageszeitung noch einen Tag Zeit hat zu berichten, muss man im Onlinejournalismus sofort reagieren. Wer heute nicht sofort berichtet, verliert Aufmerksamkeit.

Wie wird man Onlinejournalist?

Als Quereinsteiger hat man auch Chancen im klassischen Servicejournalismus wie zum Beispiel in Ratgebermagazinen. Für die Bereiche Nachrichtenjournalismus oder politischer Journalismus ist dagegen ein Studium eine gute Sache. Die Frage ist, ob das unbedingt relevant ist: Für den Beruf des Onlineredakteurs sind aber auch Dinge wie suchmaschinenorientiertes Schreiben, Social Media und Kenntnisse aller neuen Verbreitungswege wichtig.

Was bedeutet das Buch „Einführung in den praktischen Journalismus“ von Walther von La Roche für Sie?

Es war das erste Buch, das ich zum Thema Journalismus komplett gelesen habe. Hier habe ich zum ersten Mal verstanden, was es mit den sieben W-Fragen einer Nachricht auf sich hat und wie man eine Information konzentriert vermittelt.

Was bedeutet Onlinejournalismus heute?

Mit Facebook hat sich das sehr gewandelt. Hier wird mittlerweile mit sehr starken emotionalen und lockenden Headlines gearbeitet, die mehr versprechen, als sie halten. Das tut dem Journalismus als Haltung nicht unbedingt gut. Die modernen Onlinemedien müssen lernen, dass sie heute nicht mehr das klassische Sender- Empfänger-Prinzip bedienen, sondern es mit einer Community zu tun haben. Und die muss gepflegt und bedient werden.

Welche Bedeutung haben Blogger heute für den Journalismus?

Blogger und Journalisten würde ich heute nicht mehr unbedingt trennen. Viele Reiseblogger zum Beispiel zeigen mehr Transparenz, als vielleicht ein klassisches Reisemagazin. Hier stellt sich die Frage, wer der bessere Journalist ist. Es gibt eine gemeinsame Qualitätsstufe und die sollten alle zusammen einhalten.

Wird Onlinejournalismus Print in Zukunft ablösen?

Nein. Für Print wird es immer einen Platz geben, aber Print wird schrumpfen. Online wird wachsen und insgesamt sehr wichtig sein. Hier ist wiederum so viel Dynamik drin, dass ich nicht sagen kann, was auf uns zukommt. Journalisten sollten auf jeden Fall vor diesen Trends die Augen nicht verschließen. Sie sollten sich immer fragen, ob und wie sie diese Dinge für sich nutzen können. Und sie sollten immer neugierig und hungrig bleiben.