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2.9 Sinnvermittelndes und situationsangemessenes Vorlesen

 

Mia nimmt Pauls Angebot an und trainiert mit ihm das sinnvermittelnde und situationsangemessene Vorlesen. Paul gibt ihr weitere Tipps:

 

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Vorlesen klingt oft nicht so authentisch wie freies Sprechen. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn ein Text einfach nur „abgelesen“ wird. Wenn sich Nachrichtensprecher/innen vorher nicht mit dem Sinn einer Meldung auseinandergesetzt haben, fällt es ihnen schwer, den Text sinnvermittelnd und situationsangemessen zu präsentieren. Stattdessen sind dann oft starre und übertriebene Sprechmuster zu hören, die nicht adäquat auf die konkrete Meldung passen, sondern „beliebig“ klingen (sog. „Leierton“: z.B. gleichförmig-rhythmisierende Sprechgliederung und Akzentuierung, gleichförmig steigend-fallender Melodieverlauf usw.).

Deshalb muss das professionelle (sinnvermittelnde und situations-angemessene) Nachrichtensprechen trainiert werden. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass eine Sprecherin den Sinn einer Nachrichtenmeldung selbst versteht. Nur dann kann sie die Informationsstruktur für Hörer/innen verdeutlichen:

  • Textabschnitte absetzen und so den Textaufbau kenntlich machen
  • die Textabschnitte in nichtabgeschlossene und abgeschlossene Sprecheinheiten gliedern
  • in den Sprecheinheiten inhaltlich wichtige Wörter vor weniger wichtigen hervorheben

Werden den Zuhörer/inne/n Radionachrichten auf diese Weise präsentiert, können sie „hörverstehen“: Sie können den Inhalt Schritt für Schritt nachvollziehen, Kernaussagen erkennen und behalten sowie den Gesamtzusammenhang einer Meldung, aber auch Einzelheiten erfassen.

buch
Bose, Ines et al. (2011): Testmaterial zur Hörverständlichkeit von Radionachrichten. In: Bose, Ines / Schwiesau, Dietz (Hg.) (2011): Nachrichten schreiben, sprechen, hören. Forschungen zur Hörverständlichkeit von Radionachrichten. Frank & Timme: Berlin, 15-79.
Gutenberg, Norbert (2005): Schreiben und Sprechen von Hörfunknachrichten. Zwischenergebnisse sprechwissenschaftlicher Forschung. Lang: Frankfurt am Main u.a., 11-40.
Wachtel, Stefan (2009a): Sprechen und Moderieren in Hörfunk und Fernsehen. UVK Konstanz (Kapitel 5).

 

stiftWie sollte eine sinnvermittelnde Vorlesefassung (Sprechgliederung, Melodieverlauf am Ende von Sprecheinheiten und Akzentuierung) für den einfachen Text aussehen? 

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Zum Vergleich glocke Beispiel 9: Mias Version, den einfachen Text sinnvermittelnd vorzulesen, ist eine von mehreren möglichen Vorlesefassungen für diesen Text.

 

Zur Erinnerung: Legende der Notationszeichen

| Gliederungseinschnitt (z.B. Pause und/oder phonetischer Kontrast) am Ende einer nichtabgeschlossenen Sprecheinheit
|| Gliederungseinschnitt (z.B. Pause und/oder phonetischer Kontrast) am Ende einer abgeschlossenen Sprecheinheit
schwebende Sprechmelodie am Ende einer Sprecheinheit
stark steigende Sprechmelodie am Ende einer Sprecheinheit
stark fallende Sprechmelodie am Ende einer Sprecheinheit
Neustadt akzentuiertes Wort (mit hervorgehobener Akzentsilbe)

 

Hörbeispiel 9 „Einfacher Text sinnvermittelnd“ glocke

 

Paul:
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Durch dieses Feedback motiviert, wagt sich Mia nun an die Textvariante, die eigentlich nicht fürs Vorlesen und Zuhören geschrieben ist. Sie probiert, auch den kompliziert geschriebenen Text sinnvermittelnd und hörerbezogen vorzulesen.

 

stiftWie sollte eine sinnvermittelnde Vorlesefassung (Sprechgliederung, Melodieverlauf am Ende von Sprecheinheiten und Akzentuierung) für den komplizierten Text aussehen?

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Zum Vergleich glocke Beispiel 10: Mias Version, den komplizierten Text sinnvermittelnd vorzulesen, ist eine von mehreren möglichen Vorlesefassungen.

Hörbeispiel 10 „Komplizierter Text sinnvermittelnd“ glocke

 

Paul:
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Notizen

 


 


 


 


 


 


 

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