Interviewsituation
Interview mit Dr. Ulrich Marsch
Pressesprecher der Technischen Universität München
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Dr. Ulrich Marsch
Dr. Ulrich Marsch

Herr Dr. Marsch, was ist Ihnen als Pressesprecher der Technischen Universität München bei einem Interview wichtig?
Am wichtigsten ist mir, dass der Journalist ein eindeutiges Thema gewählt und dazu gut recherchiert hat. Der Journalist sollte nicht vom Thema abschweifen und den Gesamtzusammenhang kennen. Unangenehm sind Journalisten, die zum aktuellen Thema nicht vorbereitet sind.

Können Sie ein Beispiel nennen?
Ich erinnere mich an einen Fall: Ein Journalist befragte mich zu den finanziellen Ausgaben in Bildung und Forschung und hatte nicht die geringste Ahnung vom deutschen Wissenschaftssystem. Wenn ich dem Journalisten erst einmal grundlegende Zusammenhänge erklären muss, hat er einfach schlampig recherchiert. Dann fühle ich mich missbraucht, weil ich die Recherche ersetzen muss und als Partner nicht ernst genommen werde. Das ärgert mich.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Journalisten gemacht?
Überwiegend positive Erfahrungen. Vor allem in der Wissenschafts- und Hochschulpolitik geht es um Themen, die sich in einem sehr schwierigen und oftmals ideologisch aufgeheizten Umfeld bewegen. Ich kenne einige erfahrene Journalisten, die mir am Telefon oder im Interview präzise Fragen stellen. Das ist ausgesprochen erfreulich und nicht im Sinne von Gefälligkeitsjournalismus, denn diese Gespräche können auch sehr heftig verlaufen.

Der Buchautor Mario Müller-Dofel teilt Journalisten in Typen ein. Es gibt zum Beispiel den Besserwisser, den Stichwortgeber oder den Fragensteller. Wurden Sie damit schon konfrontiert?
Nein, wurde ich nicht. Allgemein kann ich dazu sagen, dass ein Besserwisser keine Fragen stellt. Er weiß ja schon alles oder meint, alles zu wissen. Das ist dann kein Interview mehr. In diesem Fall wird man von jemandem benutzt, der sich produzieren will. Solche Journalisten bekommen bei uns keinen zweiten Termin.

Lassen Sie sich im Interview führen oder übernehmen Sie das Ruder?
Das kommt darauf an, worum es in einem Interview geht. Manchmal, wenn wir eine Einrichtung neu gründen oder einen neuen Strukturplan entwerfen, ergibt es keinen Sinn, auf Fragen zu warten. Der Interviewer hatte keine Gelegenheit, sich gründlich vorzubereiten, da er keine Informationen finden konnte. In solchen Fällen vermittle ich erst einmal unsere Inhalte und danach erfolgt die Befragung.

Was war Ihr bestes Interview?
Vor etwa einem Jahr war eine junge Dame vom Hörfunk bei mir. Sie interviewte mich zum Thema "Studienfinanzierung durch private Kreditgeber", also Banken und Bildungsfonds. Sie war ausgesprochen gut vorbereitet, gab sich viel Mühe und stieg tief in das Thema ein. Positiv war auch, dass sie sich vor dem Interview über Wichtiges schlau gemacht hatte. Sie hatte sich von Dritten – Studenten und Kreditgebern – Informationen besorgt. Das war inhaltlich ein hochqualitatives und tiefgehendes Interview. Ich freute mich darüber.


Das Interview führte Barbara Geisler.


Vita
Dr. Ulrich Marsch, geboren 1964, ist seit 2007 Pressesprecher und Leiter der Abteilung Presse & Kommunikation der Technischen Universität München. Der gebürtige Münchner studierte Neuere Geschichte, Völkerrecht und Wirtschaftsgeschichte in München und London. Nach seinem Studium begann Marsch seine Karriere als persönlicher Referent und Büroleiter des Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft, Hubert Markl. Danach engagierte er sich im Sektor Presse & Öffentlichkeit bei Infineon Technologies und der Münchner Firma Süd-Chemie AG.
 


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