Interviewsituation
Interview mit Angela Böhm
Redakteurin bei der Münchner Abendzeitung
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Angela Böhm
Angela Böhm im Gespräch

Frau Böhm, als Landtagskorrespondentin bei der Abendzeitung führen Sie sehr viele Interviews. Was reizt Sie daran?
Am Interview reizt mich, von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Der Leser erlebt, wie ein Gespräch verlaufen ist. Es sollte spannend mit einem verbalen Schlagabtausch beginnen – wie ein Trommelwirbel, der es einleitet. Wenn ich nur ein langweiliges Abfragen präsentiere, steigt der Leser nach der ersten oder zweiten Frage aus. Außerdem reizt mich die Komposition und Dramaturgie. Das Interview darf nicht mit einem geschriebenen Bericht verwechselt werden.

Unterscheidet sich ein Interview für den Boulevard vom klassischen Interview?
Ich sehe keinen Unterschied. Im gesamten Printbereich stehe ich im Wettbewerb mit allen Artikeln, die von allen Medien gedruckt werden. Es kommt darauf an, dass mein Interview gelesen wird.

Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie mit Politikern gemacht?
Meine Erfahrungen sind unterschiedlich. Ich hatte Ministerpräsident Edmund Stoiber viele Jahre lang als Interviewpartner. Die Interviews mit ihm waren äußerst schwierig und oft richtig unangenehm. Denn die Staatskanzlei schrieb Stoibers Antworten vor der Autorisierung völlig um. Wir stritten uns deswegen jedes Mal.

Besteht die Gefahr von Politikern oder PR-Fachleuten als Sprachrohr benutzt zu werden?
Diese Gefahr besteht bei mir sicher nicht. Ich ließ mich noch nie instrumentalisieren. Ich habe einem Politiker noch nie meine Interviewfragen zugesandt, damit er sich die Antworten in aller Ruhe überlegen konnte. Außerdem sollte ein Interview von PR-Agenturen oder Pressesprechern nicht völlig umgeschrieben werden, so dass es inhaltlich nichts mehr mit dem zu tun hat, was der Befragte gesagt hat. Gerade kritische, schlagfertige Interviews sind für die Leser doch besonders spannend.

Sollte ein Interview autorisiert werden?
Ja, natürlich – insbesondere ein geschriebenes Interview. Es wird ja meistens im Zeitraffer gebracht.

Welches Interview ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ein Highlight war Franz Maget, der Fraktionsvorsitzende der SPD, als er nach einer Veranstaltung seine Stimme verloren hatte. Er gab nur Laute wie "hmm" von sich. Das war ein sehr nettes Interview.


Das Interview führte Barbara Geisler.


Vita
Angela Böhm, geboren 1956, begann ihre journalistische Laufbahn 1980 bei der Münchner Abendzeitung. Dort schreibt sie seit vielen Jahren als Korrespondentin über den Bayerischen Landtag. Angela Böhm studierte in München Politik, Öffentliches Recht, Neuere Geschichte und Kommunikationswissenschaften. Für ihren Enthüllungs-Journalismus erhielt sie zwei Mal den "Wächterpreis der deutschen Tagespresse".
 


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