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Die Überschrift

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Thomas Seidler

Leipziger Volkszeitung

Thomas Seidler, Jahrgang 1963, absolvierte nach seinem Volontariat bei der „Freien Presse“ Chemnitz, ein Journalistik–Studium an der Universität Leipzig. Im Anschluss arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter für die „Sächsische Zeitung“ in Dresden und ist seit 1990 für die „Leipziger Volkszeitung“ tätig – zunächst als Wissenschaftsredakteur, später als Redaktionsleiter der „Döbelner Allgemeinen Zeitung“ und ab 1993 als Lokalchef in Leipzig. 2002 wurde er mit dem Deutschen Lokaljournalistenpreis ausgezeichnet. Seit 2006 ist Thomas Seidler Chef-Management-Redakteur bei der Leipziger Medien Service GmbH.

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Interview


Mit einer Überschrift steht oder fällt die Neigung des Lesers, den nachfolgenden Artikel auch zu lesen, für den sich ein Journalist so viel Arbeit gemacht hat. Eine Überschrift ist ebenso wichtig für den Leser wie ein aussagekräftiges Foto. Beide sollen neugierig machen und zum Lesen animieren, verführen... Im Folgenden geben leitende Redakteure von Tageszeitungen Auskunft, welchen Stellenwert sie dem Thema „Überschriften“ in ihren Zeitungen einräumen.


Wir sprachen mit dem langjährigen Lokalchef der Leipziger Volkszeitung (LVZ), Thomas Seidler.


Sie waren von 1993 bis 2005 LVZ-Lokalchef in Leipzig. Wie hat sich in Ihrer Zeitung die Formulierung und Gestaltung einer Überschrift im Laufe der Jahre verändert?

Anfangs kamen einige Hauptzeilen noch sehr „staatstragend“ daher, später zunehmend pfiffiger. Damit der Leser das Thema im Kern schnell erfassen und einordnen kann, haben wir auch die Abstimmung mit Unter- oder Dachzeile verbessert. Ebenso die Mischung der Überschriften: mal nachrichtlich, mal feuilletonistisch, mal zugespitzt pointiert. Das schafft auch mehr Spannung auf den Seiten.

Welche Rolle spielt für Sie eine Überschrift? Welchen Stellenwert messen Sie ihr bei?

Sie ist nicht alles. Aber ohne sie ist alles nichts.

Schreiben Ihre Redakteure die Überschriften selbst oder gibt es in der LVZ spezielle Überschriftenredakteure?

Jeder Redakteur bietet eine Überschrift an. Aber natürlich bestehen da Stärken und Schwächen. Gute „Blattmacher“ haben einen Blick für gelungene Überschriften und können sie auch auf den Punkt neu formulieren. Vorausgesetzt, sie haben sich zum Thema schlau gemacht. Sonst besteht die Gefahr, dass sich die Überschrift verselbständigt und vom Text zu weit entfernt.

Gehört die Formulierung einer guten Überschrift zur „Königsdisziplin“ im Journalismus?

Sie gehört zum Handwerkszeug. Grundregeln sind erlernbar. In kreativer Atmosphäre kann sich ein Redaktionsteam auch zu einer besonders gelungenen Schlagzeile „hochschaukeln“.

Sind Überschriften mit einem Werbeslogan zu vergleichen und könnte man dann den Überschriftentexter mit einem Werbetexter vergleichen?

Das wäre gefährlich: Werbung verspricht oft mehr, als sie halten kann. Das weiß der Kunde. Bei einer seriösen Tageszeitung hingegen verlässt sich der Leser auf gesicherte Information. Überschriften dürfen da nicht „übertouren“. Langweilig müssen sie deswegen trotzdem nicht sein.

Steht die Überschriften-„Bibel“ von Wolf Schneider und Detlef Esslinger in Ihrem Bücherregal und sollte sie zum Handwerkzeug eines guten Journalisten gehören?

Ein Journalist sollte sie kennen und anwenden. Den Rest bringt die Praxis.


Das Interview führte Martina Frenzel

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