Zum Springer-Verlag Zur Reihe Journalistische Praxis
Kapitel Lesen

Interview mit Andrea Feilen über Moderation

Wie sind Sie zur Moderation gekommen?
Ganz klassisch – über ein Casting. Für den ARD-Ratgeber Gesundheit musste ich zum Beispiel zeigen, wie ich an ein Thema herangehe, es recherchiere und die Moderationen dazu schreibe. Gedreht wurde dann unter anderem in einem Fitnessstudio. Hier wurden unterschiedliche Gesprächssituationen nachgestellt und getestet, wie ich vor der Kamera agiere, mit Experten und Betroffenen spreche, sie interviewe oder auch, wie ich während des Fahrradfahrens moderiere.

Wie lange moderieren Sie schon?
Angefangen habe ich im Januar 2005. Im Autoradio habe ich gehört, dass für Discovery Channel eine Moderatorin oder ein Moderator gesucht wurde: Profil zwischen 25 und 30 Jahre, Affinität zu Tieren. Hierauf habe ich mich beworben, wurde prompt zum Casting eingeladen und genommen. Für den ARD-Ratgeber Gesundheit arbeite ich seit Anfang 2009.

Haben Sie dazu eine spezielle Ausbildung oder ein Sprechertraining absolviert?
Fast jeder hat aufgrund seiner Herkunft ein paar sprachliche Eigenheiten, die in Moderationen nicht angebracht sind. Bei mir waren es vor allem die mittelfränkisch weichen „p“s und „t“s oder das helle „e“ in Wörtern wie „Sonne“. Als das saß, habe ich bei Michael Rossié privates Sprechertraining genommen. Er hat mir gezeigt, wie ich richtig betone, wo Pausen angebracht sind und wie ich mit Stimmungen, Mimik und Körpersprache arbeiten kann. Dabei sucht Michael Rossié weniger nach Fehlern. Er hat mir vielmehr gezeigt, wie ich meine persönlichen Stärken besser einsetzen kann. Das motiviert und gibt Selbstbewusstsein vor der Kamera.

Wie lange haben Sie gebraucht, um das Erlernte umzusetzen?
Da ich sehr ehrgeizig bin, konnte ich Michael Rossiés Hilfestellungen und Ratschläge sehr schnell umsetzen. Ich fand es immer enorm hilfreich, wenn wir zusammen mitgebrachtes Videomaterial von mir analysiert haben. Oder wenn er sich nach dem Training die aktuelle Sendung im Fernsehen ansah und mir gezielt Feedback gab, an welchen Stellen ich dieses oder jenes gut umgesetzt habe oder woran ich noch arbeiten musste, wie beispielsweise der richtigen Pausensetzung.

Was ist das Reizvolle an diesem Beruf?
Die Arbeit vor der Kamera ist eine tolle Abwechslung, gerade weil es um meine Lieblingsthemen Medizin, Gesundheit und Forschung geht. Ich bin stolz, dass ich kompetente Ärzte und Experten treffen und interviewen darf. Wenn der Zuschauer ein kleines bisschen Wissen für sich und seine Gesundheit mitnimmt, ist das genau das, was ich mir wünsche.
Wenn ich nicht moderiere, arbeite ich journalistisch. Ich schreibe Beiträge, stehe auch hinter der Kamera und leite Personen an, die vor der Kamera agieren. Davon profitiere ich als Moderatorin ebenso. Ich weiß, dass hinter der Kamera ganz normale Menschen arbeiten, die auch Fehler machen können. Wenn ich vor der Kamera stehe, nimmt mir dieses Wissen meine Nervosität.

Und wenn Sie doch nervös werden, was machen Sie dann?
Ich beruhige mich am besten bei einem netten Plausch mit meinem Team. Das lenkt mich ab. So denke ich nicht ständig an die Moderation oder wie ich zum Beispiel den Einstiegssatz beginnen könnte. Auch tiefes Durchatmen hilft, ruhig zu werden.

Wird man mit der Zeit lockerer?
Ja, man wird routinierter. Bei den ersten Moderationen war ich immer sehr nervös. Glücklicherweise werden die meisten Sendungen aufgezeichnet. So habe ich die Gewissheit, dass die Einstellung wiederholt wird, wenn etwas nicht funktioniert.

Wie bereiten Sie sich auf eine Moderation vor?
Im Vorfeld recherchiere ich das Thema gründlich, unterhalte mich mit Experten, schreibe die Moderationstexte, rede vorab mit meinen Gesprächspartnern und bespreche einzelne Fragestellungen sowie Themenbereiche. Am Tag vor der Aufzeichnung übe ich meine Texte und überlege mir, welche Wörter ich betonen möchte und wo Pausen sinnvoll sind. Für die Moderation schreibe ich mir zur Sicherheit und als Gedächtnisstütze die wichtigsten Stichpunkte auf Kärtchen.

Und wie fühlen Sie sich nach einer Moderation?
Wenn alles gut läuft, bin ich immer sehr erleichtert. Es ist ein schönes Gefühl, wenn das gesamte Team mit meiner Moderation zufrieden ist und ich positive Reaktionen erhalte – sei es aus der Redaktion, vom Regisseur oder vom Tonmann.

 

Andrea Feilen
Foto: Holger Rauner
Andrea Feilen Moderatorin und Journalistin